Zielfernrohre

Ein modernes Jagdgewehr, ob Büchse oder kombinierte Waffe, ist ohne Zielfernrohr kaum noch vorstellbar. Selbst auf Drückjagdwaffen wie Doppelbüchsen ist diese Art der Zieleinrichtung häufig anzutreffen. Der Grund dafür ist klar: Mit einem Zielfernrohr ist präzises Schießen weitaus einfacher als mit einer offenen Visierung. Das liegt daran, dass das menschliche Auge nicht in der Lage ist, unterschiedlich weit entfernte Objekte gleichzeitig scharf zu sehen. Ein Zielfernrohr löst dieses Problem, indem es Ziel und Absehen auf eine Bildebene bringt und das Ziel vergrößert darstellt.
Aufbau und Funktion

Ein Zielfernrohr hat eine Austrittspupille, die sich 7-9 cm hinter dem Okular befindet. Diese Distanz ermöglicht es dem Schützen, das volle Bild zu sehen und gleichzeitig Verletzungen durch den Rückstoß zu vermeiden. Zielfernrohre werden in zwei Typen unterschieden, je nachdem, ob sich das Absehen in der Objektiv- oder in der Okularbildebene befindet.

- Absehen in der Objektivbildebene: Diese Bauart ist robuster und weniger störanfällig, da nur die feste Lagerung des Absehens und des Objektivs entscheidend ist. Das Umkehrsystem und das Okular können theoretisch leicht wackeln, ohne die Treffpunktlage zu verändern.
- Absehen in der Okularbildebene: Diese erfordern hohe mechanische Präzision, besonders bei variabler Vergrößerung, da geringste Versetzungen des Umkehrsystems oder des Okulars die Ziellinie verändern können.


Optische und mechanische Einflüsse
Unterschiedliche Lichtverhältnisse beeinflussen nicht die Treffpunktlage, da das Absehen tief im Inneren des Zielfernrohrs liegt. Mechanische Einflüsse auf Waffe oder Zielfernrohr können jedoch Abweichungen verursachen. Brillen oder Kontaktlinsen beeinflussen die Treffpunktlage nicht, da das Ziel immer in der Okularbildebene betrachtet wird.

Entfernungsschätzen



Das Absehen im Zielfernrohr ermöglicht das Schätzen von Entfernungen. Bei konstant bleibender Vergrößerung funktioniert diese Methode bei beiden Zielfernrohrtypen, vorausgesetzt, man kennt den Abstand zwischen den Balken des Absehens auf 100 m. Bei variabler Vergrößerung verändert sich das Absehen in der Objektivbildebene proportional zur Vergrößerung, während es in der Okularbildebene konstant bleibt. Letzteres erschwert das Entfernungsschätzen bei unterschiedlichen Vergrößerungen.
Einstellung der Treffpunktlage

Die Einstellung erfolgt über die Höhen- und Seitenverstellungen sowie die Klickverstellung. Diese ermöglicht eine definierte Treffpunktverlagerung pro Raste auf 100 m. Da die Rasten-Teilung und die Richtung der Verstellung herstellerabhängig sind, sollte die Bedienungsanleitung sorgfältig gelesen werden.
Absehenschnellverstellung

Mit Hilfe spezieller Türme kann das Absehen auf die gemessene Entfernung eingestellt werden. Die Türme haben verschiedene Markierungen, die mit der Laborierung auf die verschiedenen Distanzen abgestimmt werden müssen.
Auswahl des Absehens

Die Wahl des Absehens ist oft subjektiv. Die Absehen 1 und 4 sind universell einsetzbar und gut sichtbar, auch bei schlechten Lichtverhältnissen. Dünne Fadenkreuze (Absehen 6) sind eher für den Schießstand geeignet. Für Drückjagden werden Absehen ohne Querbalken (Absehen 2) bevorzugt. Beleuchtbare Absehen bieten Vorteile bei schlechten Lichtverhältnissen.
Parallaxe

Parallaxe ist die scheinbare Verschiebung des Absehens zum Ziel bei Bewegung des Auges aus der optischen Achse. Jedes Zielfernrohr hat Parallaxe, die sich bei nicht parallaxefrei eingestellten Entfernungen bemerkbar macht. Parallaxefehler können auch durch mechanische Veränderungen am Zielfernrohr entstehen.
Zielfernrohrmontagen

Zielfernrohrmontagen sind wesentliche Komponenten, mit denen Zielfernrohre auf Waffen befestigt werden. Eine solide Montage ist entscheidend, da sie oft die Ursache für schlechte Schussleistungen ist. Sie ermöglichen das Abnehmen des Zielfernrohrs für den Transport der Waffe oder die Nutzung der offenen Visierung.
Klassische Montagen
Die Urform der Zielfernrohrmontage ist die Suhler Einhakmontage. Dabei werden die vorderen Füße des Zielfernrohrs in die Ausnehmungen der vorderen Basisplatte eingeführt. Das hintere Ende des Zielfernrohrs wird dann niedergedrückt, bis die hinteren Füße in die hintere Basisplatte eintauchen und von einem Schieber verriegelt werden. Dieser Vorgang muss ohne Gewalt erfolgen, um Beschädigungen zu vermeiden. Aufgrund der vielen Passflächen erfordert die Suhler Einhakmontage eine präzise Fertigung und ist daher teuer. Diese Montageart ist heute komplett vom Markt verschwunden
Schwenk- und Sattelmontagen

Die Schwenkmontage, die maschinell mit großer Genauigkeit vorgefertigt wird, verwendet einen soliden Drehzapfen als Vorderfuß. Dieser Zapfen wird quer zur Laufrichtung in die Basisplatte eingesteckt und das Zielfernrohr in die Gebrauchslage geschwenkt, bis der Hinterfuß arretiert wird. Diese Montage erlaubt eine niedrige Position des Zielfernrohrs über dem Lauf und die Nutzung mehrerer Zielfernrohre auf derselben Basis. Die Sattelmontage bietet ähnliche Vorteile, wird auf den Lauf aufgesetzt und mit Hebeln verriegelt.
Aufschub- und Aufkippmontagen

Aufschub- oder Aufkippmontagen werden auf vorhandene Prismenschienen oder nachträglich angebrachte Prismensockel aufgesetzt und durch Hebel oder Schrauben befestigt. Diese Montagen sind vorwiegend für Kleinkaliberwaffen geeignet, insbesondere dort, wo ein häufiges Abnehmen des Zielfernrohrs nicht erforderlich ist.
Feste Montagen

Zielfernrohre können auch fest montiert werden, wobei sie grundsätzlich nicht abgenommen werden, außer für notwendige Reparaturen. Diese festen Montagen bieten Stabilität und Präzision, sind jedoch weniger flexibel.

