Offene Visiereinrichtungen
Visiereinrichtungen für Waffen
Visiereinrichtungen sind an der Waffe angebrachte Hilfsmittel, die es dem Schützen ermöglichen, ein Ziel präzise anzuzielen und zu treffen. Während bei Büchsen und kombinierten Waffen überwiegend Zielfernrohre verwendet werden, sollte ein Jäger auch Kenntnisse über andere Zielvorrichtungen besitzen. Hier werden die gebräuchlichsten Visiereinrichtungen und deren Eigenschaften erläutert.
Zielen und Visierlinie

Das Zielen besteht darin, die Visierlinie auf den Haltepunkt auszurichten. Die Visierlinie ist eine gedachte Linie, die vom Auge des Schützen über die korrekt ausgerichtete Visiereinrichtung (Kimme, Korn oder Fadenkreuz des Zielfernrohrs) zum Ziel verläuft. Der Schuss trifft den Haltepunkt nur, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind:
- Einschießen der Waffe: Die Waffe muss auf die vorliegende Schussentfernung eingeschossen sein. Bei einem Tiefschuss muss ein entsprechend höherer Haltepunkt gewählt werden.
- Übereinstimmung von Abkommen und Haltepunkt: Das Abkommen ist der Punkt, auf den die Visierlinie zeigt, wenn der Schuss ausgelöst wird. Idealerweise liegt das Abkommen auf dem Haltepunkt.
Erfahrene Schützen können unmittelbar nach dem Schuss erkennen, wo ihr Abkommen war und somit ihre Trefferlage einschätzen. Nervöse Schützen, die beim Schuss die Augen schließen oder zucken, können kein genaues Abkommen erkennen, was zu ungenauen Schüssen führt und das Vertrauen in die Waffe und sich selbst mindert.
Arten von Visiereinrichtungen
Die Auswahl der Visiereinrichtung sollte an die individuellen körperlichen Fähigkeiten, insbesondere das Sehvermögen, angepasst werden.

Offene Visierungen für Büchsen
Die bekannteste offene Visierung ist fest auf dem Lauf angebracht und besteht aus Kimme und Korn. Das Zielen mit dieser Visierung erfordert Übung, da Visier, Korn und Ziel unterschiedliche Entfernungen zum Auge des Schützen haben. Brillenträger und altersweitsichtige Personen haben oft Schwierigkeiten und können unvermeidbare Zielfehler machen. Grobere Visierungen mit weiter Kimme und dickem Korn oder eine weiter vorne auf dem Lauf angebrachte Visierung können helfen.
Vorteile der offenen Visierung:
- Robuster im Gebrauch.
- Schnell einsatzbereit.
Nachteile der offenen Visierung:
- Zielfehler durch ungenaues Visieren und ungünstige Beleuchtung.
- Bei schlechtem Licht und starkem Lichteinfall können Höhen- und Seitenfehler entstehen.

Lochvisier
Das Lochvisier ist eine spezielle Form der offenen Visierung, ähnlich dem Dioptervisier der Sportschützen. Eine ringförmige Lochkimme befindet sich nahe am Auge des Schützen und ermöglicht eine gute Zentrierung der Kornspitze. Diese Visierung reduziert Zielfehler durch die lange Visierlinie und verbessert das Visierbild für alterssichtige Schützen. Bei einsetzender Dämmerung versagt das Lochvisier jedoch bald.
Flintenvisiere
Flinten haben normalerweise keine zweiteiligen Visierungen. Ausnahmen sind Selbstlade- oder Repetierflinten mit Spezialläufen für Flintenlaufgeschosse. Auf Flinten ist oft nur ein unscheinbares Perlkorn angebracht. Beim Schrotschuss ist ein Zielen wie bei Büchsen unüblich, da jede Visierung die Konzentration auf das Ziel behindert. Spezialvisiere für Flinten können vorteilhaft sein, neigen jedoch dazu, beim schnellen Schuss zu stören. Selbstleuchtende Korne fördern die präzise und schnelle Zielerfassung.
In den meisten Fällen bestehen offene Visierungen aus Perl- oder Balkenkorn und einem Visier mit halbrundem oder rechteckigem Kimmeneinschnitt. Früher gebräuchliche V-förmige Kimmenschnitte sind heute für jagdliche Zwecke ungeeignet. Fluchtvisierungen sind oft weit gemacht oder nur angedeutet und für schnelle Schüsse gedacht. Offene Visierungen sollten für 100 m Fleckschuss eingeschossen werden, da sie auf größere Distanzen selten genutzt werden.
Die Wahl der richtigen Visiereinrichtung ist entscheidend für die Präzision und Effektivität beim Schießen. Schützen sollten die für sie vorteilhafteste Visierung wählen, um ihre Schießergebnisse zu optimieren.
