Wildkaninchen

Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus)

Allgemeines

Das Wildkaninchen stammt ursprünglich aus Nordafrika und Spanien. Letzteres verdankt seinem Namen dieser Wildart. Die Römer hielten es als Haustier und im 13. Jahrhundert wurde es erstmals in Deutschland (Amrum) in die freie Wildbahn ausgesetzt. Heute ist das Wildkaninchen in ganz Europa, mit Ausnahme der nördlichen und östlichen Regionen, verbreitet. Aufgrund ihrer hohen Fortpflanzungsfähigkeit, die zu Massenvermehrungen und erheblichen Wildschäden führte, wurde die Population in den 1950er Jahren durch die Myxomatose, eine künstlich eingeführte Infektionskrankheit, stark reduziert. Mittlerweile haben viele Kaninchen eine hohe Resistenz gegen die Krankheit entwickelt, wodurch eine konsequente Jagdregulierung bei steigenden Beständen notwendig ist.

Ordnung Wildkaninchen
Ordnung Wildkaninchen

Kennzeichen

Abgesehen von der deutlich geringeren Größe und den kürzeren Löffeln, unterscheidet sich das Kaninchen u. a. durch die fehlenden schwarzen Löffelspitzen und dunklen Augen vom Hasen. Im Gegensatz zu diesem werden die Jungen des Wildkaninchens blind und nackt geboren.

Haar und Färbung

Das Haarkleid, oben einfarbig graubraun, weist eine blaugraue Unterwolle auf. Der Nacken ist rostbraun, die Bauchseite und Unterseite der Blume sind weiß.

Größe/Gewicht

Mit einer Körperlänge von 40-50 cm und einem Gewicht von 1,5- 2 kg ist das Kaninchen wesentlich kleiner und leichter als der Feldhase. Beide Geschlechter sind gleichgroß.

Schädel/ Gebiss

Einen Kaninchenschädel unterscheidet man von einem gleichgroßen Junghasenschädel an der Gaumenhöhle (Choane), die beim Hasen etwa doppelt so breit wie der breiteste Molar, beim Kaninchen ebenso breit wie der breiteste Molar im Oberkiefer ist. 2033 Zahnformel: 1 0 2 3 = 28

Geschlechts- und Alterskennzeichen

Führende Häsinnen weisen oft Kahlstellen im Bereich der Flanken auf die durch Ausrupfen der Wolle für den Nestbau entstehen. Rammler erkennt man während der Rammelzeit an ihrem Imponiergehabe (Zurschaustellen der Blume, Überspringen der Häsinnen, Anharnen, Treiben). Bei erlegten Kaninchen gelten die gleichen Merkmale wie beim Feldhasen.

Losung

Die runden 0,7- 1 cm starken Losungspillen werden im Gegensatz zum Hasen nicht einzeln, sondern auf Losungshaufen (Latrinenplätze) abgelegt. Sie dienen als Markierung innerhalb einer Kolonie.

Spur

Die Spurstellung ist ähnlich der des Hasen, allerdings etwa 1/J kleiner. Die Abtritte der Vorderläufe liegen in der Regel nicht hinter-, sondern nebeneinander.

Sinne

Wie beim Feldhasen

Lautäußerungen

Neben dem Klagen, einem in höchster Not abgegebenen langen und schrillen Schrei, wird ein kaum hörbares Murren bei Werbung und Aggression ausgestoßen. Bei Gefahr trommeln Kaninchen mit den Hinterläufen.

Lebensweise

Im Gegensatz zum Hasen leben Kaninchen sehr gesellig in Familienverbänden (Kolonien), in denen eine strenge Rangordnung herrscht. Das Zentrum bildet oft ein aus vielen Röhren bestehender Bau. Außer an kalten Wintertagen und bei Schnee oder sonstigen Witterungsunbilden (Regen!) verbringen die Kaninchen den Tag oft gut getarnt in deckungspendenden Feldern und auf Äsungsplätzen. Sie sind in erster Linie jedoch dämmerungs- und nachtaktiv.

Lebensraum

Als Standort wird trockenes, sandiges Gelände mit Hängen und kleinen Feldgehölzen bevorzugt. Aber auch weitgehend baum- und strauchlose Gebiete, wie z. B. Nordseeinseln, werden bevölkert. Wichtig ist die Möglichkeit, Erdbaue anlegen zu können.

Fortpflanzung

Die Rammelzeit beginnt im Februar/März. Nach einer Tragzeit von 28 bis 31 Tagen setzt die Häsin in einer eigens dafür gegrabenen 1- 1,5 m langen Setzröhre, an deren Ende sich ein Kessel befindet, 5-10 Junge, von denen allerdings nur ausnahmsweise alle überleben, viele schon vorher als Embryo absterben. Die nackt und blind geborenen Jungen werden in einem Nest aus Wolle, die sich die Häsin von Bauch und Flanken abrupft, eingebettet und bis zum Verlassen der Setzröhre gesäugt. Die Setzröhre wird während dieser Zeit unsichtbar abgedeckt. Mit 6-8 Monaten sind die Jungkaninchen geschlechtsreif. Kaninchen können 10 Jahre alt werden, doch liegt die durchschnittliche Lebenserwartung nicht über 2 Jahren. Eine Häsin setzt im Mittel 2,5mal pro Jahr.

Nahrung

Bei der Nahrungssuche sind Kaninchen nicht wählerisch. Sie nehmen Gräser, Kräuter, Triebe, Knospen, Rinde und landwirtschaftliche Kulturpflanzen wie Getreide und Hackfrüchte. Die Äsungsplätze liegen meist in der Nähe der Baue. Dort wird der Pflanzenwuchs systematisch vom Rand her abgeäst, wobei an landwirtschaftlichen Flächen oft erheblicher (ersatzpflichtiger!) Wildschaden entsteht.

Feinde

Fast alle Beutegreifer kommen als Fressfeinde in Betracht, insbesondere Fuchs, Marder, Iltis, Wiesel und von den Greifvögeln Habicht und Mäusebussard sowie die Weihenarten (Jungkaninchen).

Jagd

Je nach Gelände und Besatzdichte bieten Ansitz, Pürsch, Suche, Buschieren, Stöbern, Treibjagd, Frettieren und die Beizjagd mannigfache Möglichkeiten, die Kaninchenbesätze in Grenzen zu halten.

Jägersprache

Wie beim Feldhase - Ausnahme: Bau und Setzröhre

Wildkaninchen
Kategorie: Wildbiologie » Haarwild » Hasenartige