Feldhase
Feldhase (Lepus europaeus)

Allgemeines
Der Feldhase gehört neben dem Schneehasen und dem Wildkaninchen als echter Hase zur Ordnung der Hasenartigen. Er kommt fast in ganz Europa vor. Ehemals eine der häufigsten Arten unserer Wildbahn, ist der Hasenbesatz durch die veränderte ökologische Situation (Landwirtschaft, Beutegreifer) stark zurückgegangen. Die Hasenstrecke erreicht in Deutschland zahlenmäßig nurmehr die des Fuchses und bleibt vielerorts beispielsweise hinter der Reh- und Schwarzwildstrecke deutlich zurück. Kennzeichen. Auffallend an dem Fluchttier sind der gestreckte, durch die langen Hinterläufe stark überbaute Körper, lange Löffel, kurze Blume, große, seitwärts gerichtete gelbliche Seher mit schwarzer Pupille.


Haar und Färbung
Die Wolle wird zweimal im Jahr gewechselt, sie ist im Winter etwas länger und dichter. An den Oberlippen sitzen seitwärts mehrere lange Tasthaare (Hasenbart). Jahreszeitliche Unterschiede in der Färbung gibt es nicht. Das Haar ist weiß und mit dunkleren Spitzen versehen, die dem Feldhasen seine charakteristische rötlich-braungraue Färbung auf der Oberseite geben. Der Bauch ist weiß, die Blume oben schwarz, unten weiß, die Löffelspitzen schwarz.
Gewicht
Rammler: 3-5,5 kg; Häsin: 3-4,8 kg.
Schädel/Gebiss
Der Hasenschädel unterscheidet sich vom Kaninchenschädel vor allem durch die Form der Gaumenhöhle, die selbst bei a hasengroßen Hauskaninchen deutlich enger ist. 2033 Zahnformel: 1 0 2 3 = 28.


Geschlechts- und Alterskennzeichen
Geschlechts- und Alterskennzeichen: Nach äußeren Merkmalen lässt sich beim ausgewachsenen Hasen weder Alter noch Geschlecht bestimmen. Das Verhalten gibt gewisse Aufschlüsse: Häsinnen sitzen fester, drücken sich länger. Beim erlegten Wild lässt sich der Junghase bis zum Alter von 7 Monaten am Stroh'schen Zeichen, einem 1 cm oberhalb des Handwurzelgelenkes an der Außenseite des Vorderlaufes sitzenden „Knötchens" (s. Abb. 78), das Alter bestimmen. Schädelknochen, z. B. Augendorn, sind beim Junghasen leicht einzudrücken. Das Höchstalter kann 12 Jahre betragen, doch werden vielfach nur 15% der Hasen zwei Jahre und älter. In etlichen Revieren sterben 80% aller Junghasen bereits im ersten Sommer. Das Geschlecht wird bestimmt, indem das Geschlechtsteil aufgestülpt wird. Beim Rammler erscheint die schlauchförmige Rute, bei der Häsin ein offener Spalt. Die Hoden sitzen außerhalb der Rammelzeit in der Leistenhöhle.
Losung
Die normale Losung besteht aus einzeln abgelegten kugeligen Kotpillen mit einem maximalen Durchmesser von etwa 1,5 cm. Entsprechend der jeweils aufgenommenen Äsung sind sie meist hellbraun, manchmal auch dunkelgrün. Die gleichzeitig produzierte Blinddarmlosung gilt als sehr vitaminreich und wird sofort nach Abgabe wieder aufgenommen.

Spur
Die Hasenspur ist leicht an ihrer Spurstellung zu erkennen. Sie besteht aus zwei kleineren, hintereinander gesetzten Trittsiegeln der Vorderläufe und den beiden durch Übereilen nebeneinander davor abgedrückten längeren Tritten der Hinterläufe


Sinne
Der Feldhase orientiert sich vornehmlich akustisch und optisch, wofür die relativ großen Augen und Ohren Beleg sind. Durch die Stellung der Augen am Schädel erfasst der Hase einen großen Umgebungsausschnitt. Auch werden Bodenerschütterungen gut wahrgenommen. Der Geruchssinn spielt außer bei der Nahrungsaufnahme und der Rammelzeit nur eine untergeordnete Rolle .

Lautäußerungen
Bei sexueller Erregung und als Drohlaut gibt der Hause zuweilen ein knurrendes Brummen von sich. Häufiger zu hören ist das in Todesnot ausgestoßene Klagen (Quäken).

Lebensweise
Vorwiegend Einzeltier, vergesellschaftet sich der Hase nur an attraktiven Äsungsplätzen und während der Rammelzeit. Er ist auch tagaktiv, doch nimmt die Beobachtbarkeit am Tage von Mitte September an ab. Der Hase wird dann fast zum Nachttier. Ruhephasen verbringt er im freien Feld in einer etwa körpertiefen Mulde (Sasse) liegend oder im Wald unter Sträuchern und hinter Bäumen flach auf dem Boden sitzend im sogenannten Lager.

Lebensraum
Bevorzugt wird die fruchtbare, landwirtschaftlich genutzte Ebene, wo er z. B. in den Marschen oder in der Rheinebene in annähernd baum- und strauchlosen Landschaften auch heute noch sehr häufig vorkommt. In waldreichen Gegenden sind die Hasenbesätze niedriger. Dort lebt er vorwiegend auf Freiflächen sowie in der Nähe von Rückeschneisen, Wegen und Äsungsflächen bzw. Kahlschlägen.
Fortpflanzung
Die Rammelzeit beginnt Anfang Januar und setzt sich periodisch fort bis zum September. Die Häsin setzt nach einer Tragzeit von etwa 43 Tagen ein bis vier Junge, die behaart und sehend zur Welt kommen. Die Jungen werden nur einmal täglich (meist bei Dunkelheit) etwa vier Wochen gesäugt. Die Verluste durch Krankheit, Witterung, Maschinen und natürliche Feinde sind mitunter so hoch, dass vom Frühjahr bis Herbst kein Zuwachs mehr realisiert werden kann. Vielerorts wird der Feldhase vernünftigerweise „mangels Masse" nicht mehr bejagt. Beim Hasen ist ,,Superfoetation" möglich, d. h. die trächtige Häsin kann etwa ab dem 36. Trächtigkeitstag erneut begattet werden.
Nahrung
Die Nahrungspalette des Hasen ist außerordentlich vielseitig. Sie umfasst etwa über 80 verschiedene Kultur- und Wildpflanzen, wobei verschiedene Wildkräuter als „Heilkräuter" (Hasenapotheke) eine wichtige Rolle spielen. Daneben werden Knollenfrüchte, Getreidekörner, Triebe und Rinde aufgenommen. Der Wasserbedarf wird größtenteils über die in der Nahrung enthaltenen Pflanzensäfte gedeckt.
Feinde
Als Fressfeinde, insbesondere der noch nicht fluchtfähigen Junghasen, gelten alle bei uns vorkommenden Raubwildarten (Fuchs!), wildernde Hunde, Rabenvögel (!) und Eulen.
Jagd
Die Bejagung richtet sich nach dem jährlichen Zuwachs. Sie erfolgt meist im Rahmen einer Treibjagd oder Suche (Vorstehtreiben, Kesseltreiben oder Böhmische Streife) und sollte von Oktober bis Mitte Dezember stattfinden. Frühe Jagden bringen höhere Strecken. Spät gesetzte Junghasen, und andere Individuen, die später meist Krankheiten oder anderen Einflussfaktoren zum Opfer fallen , werden erfasst.
Jägersprache
Andere Namen Meister Lampe, Mümmelmann, Krummer
Hasenbestand Besatz Männchen Rammler; Häsin, Satzhase
Weibchen
Junge Junghase, Quarthase
Junge eines Wurfes Satz ½-¾ halbwüchsig; erwachsen Dreiläufer
Augen; Ohren Seher; Löffel
Maul; Nase Geäse; Nase
Fell; Haar Balg; Wolle
Beine; Schwanz Läufe; Blume
Füße Pfoten
Nest Lager, Sasse
Ständiger Weg Paß
