Wat- und Möwenvögel

Die vielfältige und formenreiche Ordnung der Wat- und Möwenvögel unterteilt sich in die Unterordnungen der Regenpfeiferartigen, Möwenvögel und Alkenvögel. Letztere sind jagdlich nicht relevant und werden daher hier nicht weiter betrachtet. Im Folgenden werden einige wichtige Arten der Regenpfeiferartigen aus der Familie der Schnepfenvögel vorgestellt. Einige dieser Watvögel suchen Wälder und trockenes Gelände auf, verbringen jedoch die meiste Zeit in Wassernähe und an Küsten. Fast alle Arten sind Teilzieher oder Zugvögel und sichern ihr Überleben in Europa durch erfolgreiche Fortpflanzung in naturbelassenen Rückzugsgebieten im hohen Norden und Nordosten. Von den Schnepfenvögeln unterliegt nur noch die Waldschnepfe dem Jagdrecht.

Waldschnepfe (Scolopax rusticola)

Kennzeichen
Etwa taubengroß, charakterisiert durch den langen Schnabel und die falllaubähnliche Tarnfarbe. Schwarze Querbänder auf Kopf und Rücken machen sie unverwechselbar.
Größe/Gewicht
Gesamtlänge ca. 35 cm, Gewicht 250-350 g.
Geschlechtsmerkmale
Äußerlich nicht unterscheidbar, Weibchen sind etwas größer. Der Schnepfenhahn ist während des Balzfluges am „Quorren" und „Puitzen" zu erkennen.
Geläuf
Vor allem auf schlammigem Untergrund an Pfützen auf Waldwegen zu finden. Lange, dünne Zehen sind stark gespreizt, Rückzehe drückt sich kaum ab.
Lautäußerungen
Nur vom Hahn während der Balz, ein dumpfes „Kuorr-kuorr" (Quorren) und ein hohes „Puiets" (Puitzen).
Lebensweise
Einzelgängerisch und dämmerungsaktiv, daher genaue Bestandsdaten schwer zu erheben. Sie ist in fast ganz Europa vertreten, außer im äußersten Norden und in Süd- und Südosteuropa. Teilzieher, wandert im Herbst nach Großbritannien, Frankreich, Spanien und Portugal, überwintert auch in gemäßigten Brutgebieten.
Lebensraum
Wälder mit feuchten, morastigen Böden, verwachsenen Schneisen und quelligen Stellen.
Fortpflanzung
Balz beginnt im März/April, Hähne verfolgen Weibchen. Nest ist eine einfache Mulde mit vier Eiern. Brutzeit etwa drei Wochen, Zweitbruten im Juni/Juli möglich. Junge sind Nestflüchter.
Nahrung
Überwiegend Würmer, Schnecken, Insekten und deren Larven. Nahrung wird mit dem Schnabel ertastet und herausgezogen.
Feinde
Aufgrund des Tarnkleides und der dämmerungsaktiven Lebensweise wenig bedroht. Verluste meist durch Gelegeprädation.
Jagd
Frühjahrsjagd auf Schnepfenstrich verboten. Im Herbst Suchjagd, Buschieren und Treibjagden.
Jägersprache
Scherzhafter Vogel mit langem Gesicht, Standschnepfen, Lagerschnepfen, Stecher, Bürzel, Ständer, Schnepfenstrich, Quorren, Puitzen, Malerfeder, Schnepfenbart, Schnepfendreck, Kälken.

Bekassine (Gallinago gallinago)

Kennzeichen
Etwa drosselgroß, Grundfarbe graubraun, Bauch weißlich. Langer gerader Schnabel, längs verlaufende dunkle Kopfstreifen mit hellem Mittelstreif. Charakteristischer Zickzackflug.
Lautäußerungen
Heiseres rätschendes Ruf, „Tick-a, tick-a, tick-a". Beim Balzflug meckerndes Geräusch durch Vibration der Stoßfedern.
Lebensweise

Einzeln oder in kleinen Gruppen, bogenförmige Balzflüge in den Morgen- und Abendstunden. Teilzieher, überwintert teilweise in Mitteleuropa. Lebensraum: Staunasse Feuchtgebiete, sumpfige und morastige Flussniederungen, Moore und Seen.
Fortpflanzung
Polygam, Hauptbrutzeit April und Mai. Nestmulde in Grasbüscheln, 19-21 Tage Brutzeit, Junge sind Nestflüchter. Zweitbruten möglich.
Nahrung
Kleintiere, Würmer und Larven, „sticht" nach Nahrung wie die Waldschnepfe.
Schutzmaßnahmen
Erhalt durch Schaffung von Feuchtgebieten, bevorzugt Flachwasserzonen.
Doppel- und Zwergschnepfe (Gallinago media und Lymnocryptes minimus)

Kennzeichen
Beide Arten der Bekassine sehr ähnlich, meist nur auf dem Zug anzutreffen. Doppelschnepfe ist bekassinengroß mit kürzerem Schnabel, hellen Außenschwanzfedern, stumm und geradliniger Flug. Zwergschnepfe ist kleiner mit kürzerem Schnabel, geradliniger Flug, meist stumm.
Lebensraum
Selten in Deutschland, gelegentlich versuchend zu überwintern.
Großer Brachvogel (Numenius arquata)

Kennzeichen
Größter europäischer Watvogel (bis 60 cm), langer abwärts gebogener Schnabel, graubraunes Gefieder, weißer Bürzel.
Lebensraum
Nistet in Mooren, Ödland, Feuchtwiesen des Binnenlandes und an Küsten. Im Herbst und Winter vorwiegend im Wattenmeer. Rückgang durch Verlust geeigneter Lebensräume.
Lautäußerungen
Weittragender flötender Ruf „tlaüh, tlaüh".
Weitere Watvogelarten
Zusätzlich finden häufig der Kiebitz (Vanellus vanellus), Rotschenkel (Tringa totanus), Austernfischer (Haematopus ostralegus) und Kampfläufer (Philomachus pugnax) Eingang in die Jungjägerlehrgänge. Fachliteratur wie „Die Vögel Europas" (Peterson, Mountfort, Hollom) bietet weitere Informationen.
Möwen

Mit Ausnahme der Lachmöwe, die auch im Binnenland brütet, sind Möwenarten weitgehend an Küstenregionen gebunden. Sie fliegen jedoch oft weit ins Binnenland. Möwen haben lange, spitze Flügel und Schwimmhäute an den Füßen, wodurch sie gute Flieger und Schwimmer sind, aber nicht tauchen. Sie brüten offen am Boden, oft in Kolonien, und zeigen aggressives Verhalten gegenüber Feinden. Die Reduktion großer Möwenarten ist manchmal notwendig, da sie Eier- und Jungwildräuber sind. Jagdlich werden Möwen kaum genutzt, da ihr Fleisch nicht besonders schmackhaft ist und sie in ihren Hauptvorkommensgebieten unter besonderem Schutz stehen. Beide Geschlechter sehen gleich aus.

Fortpflanzung
Alle Möwen nisten am Boden, meist in Kolonien, auf Inseln, an Klippen, Stränden und Sümpfen. Sie leben paarweise und bebrüten abwechselnd zwei bis drei Eier. Brutdauer 21-24 Tage. Die Jungen sind Nestflüchter und werden von den Elternvögeln gefüttert.
Lachmöwe (Larus ridibundus)

Kennzeichen
Im Flug an reinweißem Vorderrand der spitzen Schwingen erkennbar. Dunkelgraue Unterseite der Handschwingen. Roter, schlanker Schnabel und Ständer. Im Brutkleid schokoladenbrauner Kopf, im Ruhekleid weiß mit schwärzlicher Zeichnung hinter dem Auge. Jungmöwen sind oberseits braun gezeichnet.
Silbermöwe (Larus argentatus)

• Wird zum Kulturfolger: Müllhalden, Kläranlagen, Küstenstädte
• Graues Gefieder
• Jagdzeit: (Landesrecht beachten)
Kennzeichen
Häufigste Möwe der Küste, hellgraue Oberseite, weiße Unterseite. Schwarz-weiße Schwingenspitzen, gelber Schnabel mit rotem Fleck, fleischfarbene Ständer. Junge Silbermöwen sind streifig erdbraun. Im Winter auch im Binnenland.
Heringsmöwe (Larus fuscus)

Kennzeichen
Rücken und Schwingenoberseite dunkler als Silbermöwe. Gelbe Ständer, schmaler Schnabel wie bei der Silbermöwe. Junge Heringsmöwen ähneln jungen Silbermöwen.
Mantelmöwe (Larus marinus)

Kennzeichen
Größer (bis 80 cm) als Silber- und Heringsmöwe, schwarzer Rücken und Schwingen. Fleischfarbene Ständer. Vorwiegend an Küstengewässern und Flussmündungen.
Sturmmöwe (Larus canus)

Kennzeichen
Viel kleiner als Silbermöwe, ähnliche Färbung. Grünschimmernde gelbe Ständer. Vorkommen wie Silbermöwe, mehr im Binnenland.
Weitere Arten
An den Küsten kommen regelmäßig die Dreizehenmöwe (Larus tridactylus) mit schwarzen Füßen und Ständern sowie die Zwergmöwe (Larus minutus) vor, die der Lachmöwe sehr ähnlich ist, jedoch kleiner und mit schwarzen Unterflügeln.
