Schreitvögel

Allgemein

Die in Deutschland heimischen Arten der Ordnung der Schreitvögel (Stelzvögel) gehören zu den Familien der Störche und Reiher. Während der Weiß- und Schwarzstorch zur selben Gattung zählen, verteilen sich die heimischen Reiher auf vier verschiedene Gattungen: Ardea (Reiher), Nachtreiher, Rohrdommeln und Zwergdommeln. Mit Ausnahme des anpassungsfähigen Graureihers sind alle anderen Arten mehr oder weniger stark gefährdet. Besonders beim Weißstorch und den Dommeln hat der Rückgang der speziellen Biotope zu einer deutlichen Abnahme geführt. Als Jagdwild haben Schreitvögel heute keine Bedeutung. Der Graureiher ist zwar jagdbar, jedoch ganzjährig geschützt. Alle anderen Arten und ihre Lebensräume benötigen dringend Schutz und Förderung durch den Menschen. Außer bei der Zwergdommel unterscheiden sich die Geschlechter äußerlich nicht. Im Flug ziehen alle Reiherarten den Hals S-förmig an den Körper, wodurch sie in der Luft kurzhalsig erscheinen.

Störche

Allgemeines

Der Weißstorch gehört zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Vögeln in Deutschland. Einst weit verbreitet, nehmen die Bestände kontinuierlich ab. Hauptursachen sind wasserwirtschaftliche Maßnahmen wie die Begradigung von Fließgewässern und die Trockenlegung von Feuchtgebieten. Der Schwarzstorch hingegen zeigt seit einigen Jahren eine positive Entwicklung und erobert verlorenes Terrain zurück.

Weißstorch (Ciconia ciconia)

Kennzeichen

Länge: 102 cm

Spannweite: 220 cm

Gewicht: 3-4 kg

Jungstörche sind am dunklen Schnabel zu erkennen. Fliegt mit ausgestrecktem Hals und Beinen.

Lebensraum

Der Weißstorch bevorzugt offene Landschaften wie Sümpfe, Flusstäler mit feuchten Wiesen und Grünland. Seine Nahrung besteht aus Insekten, Regenwürmern, Kleinsäugern, Froschlurchen sowie gelegentlich Krebsen, Fischen und Reptilien. Er brütet auf Häusern, Türmen und Bäumen in Siedlungsnähe. Störche kehren im März/April aus Zentralafrika zurück und ziehen im August wieder dorthin.

Fortpflanzung

Nistplätze werden vom Männchen ausgewählt, das meistens zuerst aus dem Winterquartier zurückkehrt. Storchenhorste können im Laufe der Jahre sehr groß werden. Nach der Paarung legt das Weibchen 3-5 Eier, die 33 Tage von beiden Eltern bebrütet werden. Die Jungenaufzucht dauert etwa 8 Wochen und die Brutverluste sind hoch.

Schwarzstorch (Ciconia nigra)

Kennzeichen

- Länge: 97 cm

- Spannweite: 200 cm

- Gewicht: etwa 3 kg

Etwas kleiner als der Weißstorch. Das Gefieder ist glänzend schwarz, der Bauch und die Unterseite des Schwanzes sind weiß. Schnabel und Beine sind bei Altvögeln rot, bei Jungvögeln graugrün. Fliegt mit ausgestrecktem Hals und Beinen.

Lebensraum

Der Schwarzstorch lebt in ruhigen Wäldern in der Nähe von Gewässern und feuchten Wiesen. Die Zugzeiten und -wege entsprechen denen des Weißstorchs.

Fortpflanzung

Das Nest besteht aus Zweigen, Blattwerk und Moos und wird hoch in alten Bäumen gebaut. Beide Eltern bebrüten 3-5 Eier für 33 Tage. Die Jungen verlassen nach 8 Wochen das Nest.

Reiher

Allgemeines

Die heimischen Reiherarten gehören zu vier verschiedenen Gattungen: Graureiher, Nachtreiher und Purpurreiher (Gattung Ardea) sowie Rohrdommel und Zwergdommel. Der Graureiher ist weit verbreitet und hat sich gut an die menschliche Umgebung angepasst, während die anderen Arten selten und lokal begrenzt sind. Reiher leben hauptsächlich von Fischen, nehmen aber auch Kleinsäuger, Insekten, Würmer und Reptilien zu sich.

Graureiher (Ardea cinerea)

Kennzeichen

Länge: 91 cm

Spannweite: 160 cm

Gewicht: 1,5-2 kg

Der Graureiher ist graublau gefärbt, mit einem weißen Kopf, Hals und Brustbereich. Er hat lange Scheitelfedern, die früher als Hutschmuck begehrt waren.

Lebensraum

Graureiher sind außerhalb der Brutzeit in ganz Deutschland, außer in höheren Gebirgslagen, an Seen, Teichen, Feuchtwiesen und Meeresküsten zu finden. Sie stehen oft in Lauerstellung an Gewässerrändern und suchen in der Dämmerung Schlafplätze in hohen Bäumen auf.

Fortpflanzung

Der Graureiher ist Koloniebrüter. Ab März werden die Brutplätze in hohen Bäumen bezogen. Die 3-6 Eier werden 25-26 Tage bebrütet. Die Jungen sind nach 8-9 Wochen selbstständig.

Purpurreiher (Ardea purpurea)

Kennzeichen

Purpurreiher
Purpurreiher

Länge: 79 cm

Der Purpurreiher ist kleiner als der Graureiher. Der Hals ist rotbraun mit einem schwarzen Längsstreifen auf der Rückseite. Die Schwingen sind dunkelgrau, die Armschwingen schwarz.

Lebensraum

Purpurreiher kommen nur gelegentlich in Deutschland vor und brüten an wenigen Seen. Hauptvorkommen liegen in Südeuropa.

Nachtreiher (Nycticorax nycticorax)

Kennzeichen

Wirkt gedrungen mit relativ kurzen Beinen. Rücken und Scheitel sind schwarz, Stirn, Hals und Unterseite weiß. Die Schwingen und der Schwanz sind grau. Auffallend sind die langen, weißen Nackenfedern.

Lebensraum

Nachtreiher sind vor allem in Südeuropa verbreitet. In Deutschland brüten sie selten, z.B. in Bayern. Sie bevorzugen morastige, baumbestandene Sümpfe und dicht bewachsene Flussufer.

Dommeln

Allgemeines

Rohrdommel und Zwergdommel sind sehr heimliche Arten. Sie leben in großen Schilfbeständen und sind aufgrund ihrer speziellen Biotopansprüche in ihrem Bestand stark zurückgegangen. Beide Arten leben von kleinen Fischen, Insekten, Würmern, Schnecken, Fröschen und Kleinsäugern.

Rohrdommel (Botaurus stellaris)

Kennzeichen

Rohrdommel
Rohrdommel

- Beide Geschlechter haben ein reich gebändertes, braunes Gefieder, das gut an Schilf und Röhricht angepasst ist. Bei Gefahr verharren sie senkrecht in der charakteristischen „Pfahlstellung“.

Lebensraum

Rohrdommeln leben in breiten Schilfgürteln an Flachwasserseen, Teichen und Sümpfen.

Zwergdommel

Zwergdommel
Zwergdommel

Kennzeichen

Nur etwa eichelhähergroß mit schmalem Körper. Das Männchen ist schwarz, rostgelb und das Weibchen unscheinbar gelbbraun. Fliegt flach mit schnellen Flügelschlägen und angezogenem Hals.

Lebensraum

Zwergdommeln leben in Schilfbeständen und dichtem Weidengestrüpp an Sümpfen, Teichen und Seen. Sie sind vorwiegend dämmerungsaktiv.

Kranichvögel

Zur Ordnung der Kranichvögel zählen in Mitteleuropa der Kranich, die Großtrappe und die Rallen. Alle werden eigenen Familien zugeordnet. Im Gegensatz zum Weißstorch verzeichnet der Kranich in Deutschland einen Anstieg der Brutpopulation und eine Wiederbesiedlung ursprünglicher Brutgebiete.

Kranich (Grus grus)

Kennzeichen

Länge: 114 cm

Schiefergraues Gefieder, schwarzweißer Hals und lange, über den Schwanz herabhängende Federn. Der lange Hals und die Beine bleiben im Flug ausgestreckt.

Lebensraum

Kranich Gelege
Kranich Gelege

Kraniche bevorzugen lichte Sumpfwaldungen mit Flachwasserzonen und Inseln sowie Niederungsmoore. Im Winter ziehen sie nach Spanien, Marokko und Nordwestafrika.

Fortpflanzung

Kraniche leben in Einehe und brüten auf Inseln in Flachwasserzonen. Das Gelege besteht aus zwei Eiern, die etwa 30 Tage bebrütet werden. Beide Elternteile kümmern sich um die Jungen.

Nahrung:

Besteht vorwiegend aus Insekten, Mäusen und Pflanzen. Beliebte Nahrungsplätze sind abgeerntete Maisfelder.

Großtrappe (Otis tarda)

Allgemeines

Großtrappe
Großtrappe

Großtrappen, ursprünglich in den Natursteppen der alten Welt heimisch, sind heute in Deutschland stark gefährdet. Hauptvorkommen gibt es noch in Brandenburg.

Kennzeichen

Die Großtrappe ist ein schwerer Vogel mit rötlichbrauner Oberseite und hellgrauem Hals. Der Hahn hat einen langen „Bart“ aus borstenartigen weißen Federn.

Fortpflanzung

Großtrappen leben polygam. Die Balz beginnt im April, und die

Rallen

Die Familie der Rallen gehört zur Ordnung der Kranichvögel. Ihr seitlich zusammengedrückter Körper gibt ihnen eine hühnerartige Gestalt, was zu der Bezeichnung „Wasserhühner“ führte. Ihre Biotopansprüche sind unterschiedlich, und während das Blässhuhn häufig vorkommt, sind andere Arten selten und stark gefährdet.

Blässhuhn oder Bläßralle (Fulica atra)

Kennzeichen

  • Länge: 38 cm
  • Gewicht: 600-700 g
  • Schieferschwarzes Gefieder mit weißer Stirnplatte und Schnabel.

Lebensraum: Lebt auf größeren Wasserflächen. Die überwiegend pflanzliche Nahrung wird schwimmend, tauchend oder am Ufer aufgenommen. Blässhühner sind territorial und aggressiv während der Brutzeit.

Fortpflanzung: Blässhühner leben in Einehe. Das schwimmende Nest wird aus Wasserpflanzen gebaut. Beide Partner bebrüten das Gelege (5-9 Eier) für 21-24 Tage. Die Jungen sind Nestflüchter.

Grünfüßiges Teichhuhn (Gallinula chloropus)

Kennzeichen

  • Länge: 33 cm
  • Gewicht: etwa 300 g
  • Schwarzes Gefieder mit olivbraunem Schimmer und weißen Streifen über den Flanken. Rote Stirnplatte und rotgelber Schnabel.

Lebensraum

Lebt zurückgezogen auf vegetationsreichen Teichen, Tümpeln und Fließgewässern.

Fortpflanzung

Das Nest wird schwimmend im Wasser oder am Ufer gebaut. Beide Partner bebrüten die 6-8 Eier für etwa 21 Tage. Die Jungen sind Nestflüchter.

Wasserralle (Rallus aquaticus)

Kennzeichen

Wasserralle
Wasserralle
  • Drosselgroßer Sumpfvogel mit langem rotem Schnabel. Oberseite dunkelbraun mit schwarzen Längsflecken, Flanken schwarzweiß gebändert.

Lebensraum

Meidet offene Wasserflächen, bevorzugt dichte Vegetation an Teichen, Tümpeln und Gräben.

Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana)

Kennzeichen

  • Ähnlich der Wasserralle, jedoch mit kürzerem gelben Schnabel und getüpfeltem Hals und Wangenbereich.

Lebensraum: Bevorzugt Sümpfe, Moore und Fluss- und Seeufer. Zugvogel.

Wachtelkönig (Crex crex)

Kennzeichen

Wachtelkönig
Wachtelkönig
  • Oberseite braun, Armschwingen rostbraun, Unterseite heller, gelber Schnabel.

Lebensraum: Lebt in feuchten Wiesen und dichten Getreidefeldern, führt ein verstecktes, dämmerungsaktives Leben.

Kormoran (Phalacrocorax carbo)

Allgemeines: Der Kormoran, zur Ordnung der Ruderfüßer gehörend, wurde als Fischfresser rigoros verfolgt und in weiten Teilen Mitteleuropas ausgerottet. Dank seiner Schonung hat sich der Bestand erholt, was zu Konflikten mit der Fischerei geführt hat. Teilweise werden Sonderabschüsse genehmigt.

Kennzeichen

  • Länge: etwa 90 cm
  • Im Alterskleid einfarbig dunkel, fast schwarz, mit weißen Flecken im Kehl- und Wangenbereich sowie im Sommer oberhalb des Knöchelgelenks.

Fortpflanzung

Der Kormoran ist Koloniebrüter. Die Nester werden aus stabilen Reisern gebaut und oft mehrere Jahre genutzt. Die 3-4 Eier werden 23-24 Tage bebrütet, die Nestlingsdauer beträgt etwa 7 Wochen.

Schlussbemerkungen: Die Ausbildung heutiger Jungjäger umfasst umfassend Wildtierkunde. Dieses Buch behandelt Wildtierarten und ihre Biologie, die dem Jagdrecht unterliegen oder von Interesse für die Jagd sind. Für weitere freilebende Tierarten wie Amphibien, Reptilien und Singvögel empfiehlt sich die Weiterbildung durch Bestimmungsbücher, z.B. aus dem Parey Buchverlag Berlin.

Lappentaucher

In Deutschland sind vier Arten der Familie der Lappentaucher vertreten, die regional jedoch extrem selten vorkommen: Haubentaucher, Schwarzhalstaucher, Rothalstaucher und Zwergtaucher. Im Gegensatz zu den Entenvögeln und Seetauchern besitzen Lappentaucher keine Schwimmhäute zwischen den Zehen, sondern an jedem Zeh Schwimmlappen, was dieser Vogelgruppe ihren Namen gibt. Ihre anatomischen Merkmale sind optimal für das Tauchen und Nahrungserwerb unter Wasser angepasst. Da ihre Beine weiter hinten am Körper ansetzen als bei Tauchenten, sind sie an Land kaum bewegungsfähig und somit stark ans Wasser gebunden. Der Haubentaucher, die größte und häufigste Art, wurde früher als „Fischereischädling" verfolgt, unterliegt noch dem Jagdrecht, genießt aber eine ganzjährige Schonzeit. Die Nahrung aller Lappentaucher besteht fast ausschließlich aus tierischen Bestandteilen wie Fischen, Wasserinsekten, Schnecken, Krebsen, Amphibien und deren Kaulquappen. Gelegentlich werden Pflanzenreste aufgenommen. Lappentaucher können Stand-, Strich- oder Zugvögel sein. Die Jungen sind charakteristisch zebraartig längsgestreift, und die Geschlechter unterscheiden sich nicht.

Lappentaucher
Lappentaucher

Haubentaucher (Podiceps cristatus)

Haubentaucher
Haubentaucher

Kennzeichen

Länge: 48 cm

Gewicht: 1-1,2 kg

Der größte Lappentaucher, auffallend durch seinen langen Hals. Das Rückengefieder ist graubraun, Hals und Bauch sind weiß. Während der Fortpflanzungszeit leicht an den langen, schwarzen Ohrbüscheln und der rostbraunen Halskrause zu erkennen. Im Herbst und Winter ist der Kopf bis auf die graue Oberseite überwiegend weiß.

Lebensraum

Der Haubentaucher brütet auf größeren natürlichen Seen, Staubecken und Baggerseen. Er baut sein Schwimmnest am Rande von Schilfzonen aus aufgeschichteten Wasserpflanzen.

Rothalstaucher (Podiceps griseigena)

Rothalstaucher
Rothalstaucher

Kennzeichen

Länge: 43 cm

Der zweitgrößte Lappentaucher. Im Prachtkleid ist der Hals kräftig rotbraun, die Oberseite grau, der Kopf bis auf den dunklen Nacken weiß mit dunkler Oberseite. Im Winter ähnelt er dem Haubentaucher, jedoch mit gelbschwarzem Schnabel.

Lebensraum

Bevorzugt flachere Seen mit dichter Schwimm- und Ufervegetation. Regelmäßig nur in Nord- und Nordostdeutschland, auch dort selten. Brütet manchmal in oder am Rande von Möwenkolonien.

Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis)

Schwarzhalstaucher
Schwarzhalstaucher

Kennzeichen

Länge: 30 cm

Leicht erkennbar während der Brutzeit an seinem schwarzen Hals und Kopf mit goldgelbem Ohrbüschel. Flanken sind rostbraun, Rücken schwarz und Bauchseite weiß. Auffallend sind die leuchtend roten Augen.

Lebensraum

Bevorzugt vegetationsreiche, verkrautete Seen, Teiche und Tümpel als Brutgebiete. Der Schwarzhalstaucher ist selten, brütet jedoch häufiger im Schutze von Möwenkolonien als der Rothalstaucher. Verbreitet auch in Süddeutschland.

Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis)

Kennzeichen

Länge: 27 cm

Der kleinste Taucher, leicht an der geringen Größe zu erkennen. Im Prachtgefieder ist der Rücken dunkelbraun, Kehle und Wangen sind auffallend kastanienbraun. Im Winter heller, mit weißer Kehle und braungelbem Hals und Seiten.

Lebensraum

Vergleichsweise häufig. Zur Brutzeit lebt der Zwergtaucher vornehmlich auf stillen Seen, Teichen und Tümpeln. Im Herbst und Winter ist er meist auf Fließgewässern wie Bächen und Flüssen anzutreffen, oft in Gruppen.

Schreitvögel
Kategorie: Wildbiologie » Federwild