Schrotmunition
Schrotpatronen
Schrotpatronen unterscheiden sich sowohl äußerlich als auch im inneren Aufbau deutlich von Büchsenpatronen. Sie werden aus glatten Flintenläufen verschossen und enthalten anstelle eines Einzelgeschosses mehrere Schrotkörner, die als Streuschuss das Ziel erreichen. Entsprechend gibt es spezifische ballistische Herausforderungen bei der Verwendung von Schrotpatronen.

Kaliberbezeichnung
Bei Schrotpatronen gibt es nicht die gleiche verwirrende Vielfalt an Kaliberbezeichnungen wie bei Büchsenpatronen. Für die Jagd sind hauptsächlich die Kaliber 12, 16 und 20 relevant, während einige wenige andere Kaliber kaum eine Rolle spielen. Die Bezeichnung der Flintenkaliber basiert auf einer alten englischen Methode, bei der das Kaliber nach der Anzahl der Bleirundkugeln benannt wurde, die ein englisches Pfund (454g) ausmachen. Zur vollständigen Kaliberbezeichnung gehört auch die Angabe der Hülsenlänge, zum Beispiel Kaliber 12/70 oder Kaliber 20/76.

Flinten für die früher bevorzugte Hülsenlänge von 65mm sind heute kaum noch im Gebrauch, da Patronen mit 70mm langen Hülsen wegen der höheren Ladungen zur neuen Standardlänge wurden. Da die 70mm-Hülse nicht aus dem 65mm-Lager verschossen werden darf, entstand die 67,5mm-Hülse, die für beide Lagerlängen geeignet ist. In den Kalibern 12 und 20 ermöglichen 76mm-Hülsen eine noch höhere Ladungserhöhung. Diese Patronen, die mit einem speziellen Aufdruck gekennzeichnet sind, bringen ihre hohe Leistung nur bei einem höheren Gebrauchsgasdruck, weshalb Flinten mit 76mm-Lagern dem verstärkten Beschuss unterworfen werden.
Aufbau der Schrotpatrone

Der zulässige Gebrauchsgasdruck einer Schrotpatrone beträgt etwa ein Fünftel dessen einer mittleren Büchsenpatrone. Daher können Hülsenkonstruktionen gewählt werden, die einfacher und kostengünstiger herzustellen sind. Durch die Kombination und Anpassung der einzelnen Patronenkomponenten ist es möglich, Patronen mit sehr unterschiedlichen Schrotladungen herzustellen und Sondermunition für bestimmte Verwendungszwecke zu fertigen.
Die Hülse

Früher wurden Messinghülsen für Schrotpatronen vorwiegend zum Wiederladen gefertigt. Heute bestehen die Hülsen meist aus einem Papp- oder Plastikrohr, das mit einem Bodenpfropfen aus demselben Material in einer tiefgezogenen Bodenkappe aus Blech zusammengefügt ist. Kunststoffhülsen werden manchmal ohne Metallkappe gefertigt und haben den Vorteil der besseren Wetterbeständigkeit. Papphülsen neigen zum Aufquellen, wenn sie nass werden, und können bei zu trockener Lagerung beim Schuss reißen.
Plastikhülsen verrotten nicht in der Natur und können vom Weidevieh verschluckt werden. Verantwortungsbewusste Jäger nehmen daher ihre Hülsen mit nach Hause, und viele Jagdherren achten darauf, dass keine Munitionsreste in der Natur zurückbleiben.
Die Zündung
Die Zündung der Schrotpatrone ist anders aufgebaut als die Zündhütchen der Büchsenpatronen. Sie ist eine Einheit aus Amboß und Gegenlager und wird in den Bodenpfropfen der Hülse eingepresst.
Das Treibladungspulver
Für ältere Flinten werden immer noch Schwarzpulverladungen hergestellt, aber normalerweise wird Nitrozellulosepulver verwendet, das in seinen Verbrennungseigenschaften genau auf die Schrotladung und die anderen Komponenten der Patrone abgestimmt sein muss. Die Treibladungspulver für Schrotpatronen sind aufgrund des großen Kaliberquerschnitts gegenüber Büchsenpulvern sehr offensiv, das heißt schnell verbrennend.
Das Zwischenmittel

Das Zwischenmittel hat die Aufgabe, die Schrotsäule aus dem Lauf zu schieben und dabei eine Abdichtung des Laufs gegen den Druck der Pulvergase herzustellen. Klassische Zwischenmittel sind gefettete Filzpfropfen, die durch ihre Stauchung die Abdichtung bewirken und beim Durchgang durch den Lauf einen Wischeffekt auf die Wandungen ausüben. Moderne Zwischenmittel bestehen aus Kunststoff und sind oft mit speziellen Dichtungslippen versehen.
Das Schrot
Bleischrot wird traditionell in Schrottürmen hergestellt, indem flüssiges Blei durch ein Sieb tropft und während des freien Falls eine Kugelform annimmt. Eine Legierung mit Antimon erhöht die Härte des Schrots, und eine Verkupferung oder Vernickelung dient dazu, die runde Form und die Flugeigenschaften zu erhalten sowie den Bleiabrieb im Lauf zu reduzieren.
Sondermunition

Besondere Schrotpatronen werden hauptsächlich für sportliche oder jagdliche Wettkampfschießen hergestellt. Für die Wurftaubendisziplinen gibt es Spezialpatronen, die hinsichtlich Deckung und Reichweite optimiert sind. Subsonic-Patronen mit verminderter Schrotgeschwindigkeit und reduziertem Schallpegel werden dort eingesetzt, wo es Probleme mit Schallimmissionen gibt.

Stahlschrotpatronen
Zum Schutz von Wasservögeln vor Bleivergiftung werden alternative Schrote wie Stahlschrot, Zink und Wismut verwendet. Stahlschrot ist leichter als Blei, weshalb dickere Schrote benötigt werden, um eine vergleichbare Querschnittsbelastung zu erreichen. Standard-Stahlschrotpatronen können in normal nitrobeschossenen Schrotläufen verwendet werden, während Hochleistungs-Stahlschrotpatronen einen speziellen Stahlschrotbeschuss erfordern.
Flintenlaufgeschoss-Patronen



Flintenlaufgeschoss-Patronen ermöglichen es dem Jäger, auch aus einem Flintenlauf auf Schalenwild zu schießen. Diese Geschosse sind hinsichtlich Geschwindigkeit, Reichweite, Schusspräzision und Flugstabilität jedoch den Büchsengeschossen unterlegen. Sie müssen zur Vermeidung von Verwechslungen besonders gekennzeichnet sein und sind auf der Hülse entsprechend beschriftet.
Das bekannteste Flintenlaufgeschoss in Deutschland ist das von Brenneke, ein Bleigeschoss mit Führungsrippen und einem leichten Heckteil zur Stabilisierung im Flug. Amerikanische Hersteller verwenden oft das Foster-Geschoss, ein Rundkopfgeschoss mit hohlem Boden, das sich beim Schuss gut an die Laufbohrung anpasst und eine ähnliche Stabilisierung wie das Brenneke-Geschoss bietet. Neuere Flintenlaufgeschoss-Patronen verwenden unterkalibrige Geschosse mit Treibspiegel, der sich nach Verlassen des Laufs löst und das Geschoss stabilisiert weiterfliegen lässt.

