Kombinierte Waffen

Kombinierte Waffen

Kombinierte Waffen vereinen Büchsen- und Flintenläufe und nutzen in der Regel Kipplaufsysteme. Diese Waffen bieten zahlreiche Variationsmöglichkeiten, die von den Herstellern umgesetzt werden. Die Herstellung einer solchen Waffe erfordert höchste Büchsenmacherkunst, um die technischen Herausforderungen bei der Zusammenführung der Läufe und die komplexen Systemkonstruktionen zu bewältigen. Auch die hochwertige Schaftverarbeitung trägt zur Wertigkeit dieser Waffen bei. Für diejenigen, die bereit sind, hohe Beträge für Luxuswaffen auszugeben, fertigen Büchsenmacher aus der österreichischen Waffenstadt Ferlach und einige Meisterbetriebe in Deutschland wahre Schmuckstücke, die auch ausgefallene Kundenwünsche berücksichtigen.

Demgegenüber stehen fabrikgefertigte Gebrauchswaffen, die teils vollständig maschinell hergestellt oder weitgehend maschinell vorgefertigt und in Handarbeit montiert werden.

Der Drilling - kombinierte Waffe <br>
Der Drilling - kombinierte Waffe

Einsatzbereich der kombinierten Waffen

Bei verschiedenen Jagdarten, wie dem Kesseltreiben auf Hasen oder der Drückjagd auf Sauen, bietet eine kombinierte Waffe, wie ein Drilling, eine praktikable Lösung. Obwohl sie weder eine vollwertige Büchse noch eine vollwertige Flinte ist, stellt sie einen Kompromiss dar, der dem Jäger eine vielseitige Waffe für unterschiedliche Situationen im jagdlichen Alltag bietet.

Diese Waffen sind vor allem in Europa verbreitet, wo sie aufgrund der Jagdverhältnisse, die häufig sowohl Niederwild als auch Schalenwild betreffen, besonders nützlich sind. In vielen außereuropäischen Gebieten sind sie hingegen selten, und in einigen Ländern ist es sogar illegal, bei der Entenjagd einen Büchsenlauf mitzuführen.

Besonderheiten der kombinierten Waffen

Trotz ihrer Vielseitigkeit haben kombinierte Waffen spezielle Schwachstellen, die bei der Nutzung berücksichtigt werden müssen. Sie sind konstruktionsbedingt anfälliger und bedürfen besonderer Pflege. Kombinierte Waffen sind nicht für häufige Schussserien geeignet, wie sie beispielsweise bei der Jungjägerausbildung oder beim regelmäßigen Wurftaubenschießen erforderlich sind. Ab und zu eine Serie Wurftauben und ein paar Schüsse auf dem Büchsenstand sind gut für die Übung, aber die Waffe sollte nicht überbeansprucht werden.

Ein spezielles Problem ist die Veränderung der Treffpunktlage bei komplett verlöteten Laufbündeln, verursacht durch die Wärmeausdehnung eines durch einen Schuss erhitzten Laufs im Vergleich zu seinem kühleren Nachbarlauf. Diese Erscheinung, bekannt als „Klettern“, führt zu Abweichungen in der Treffpunktlage und kann durch Tests auf dem Schießstand untersucht werden. Besonders bei Zielfernrohren wird eine größere Abweichung festgestellt als bei offener Visierung, die die Durchbiegung des Laufbündels teilweise kompensiert.

Die Präzision kombinierter Waffen hängt stark von der verwendeten Munition ab, besonders bei Waffen mit mehreren Büchsenläufen unterschiedlichen Kalibers. Hier empfiehlt sich eine entsprechende Vorratshaltung der passenden Munition.

Zweiläufige kombinierte Waffen

Die einfachste Form einer kombinierten Waffe ist die Büchsflinte, die einen Flinten- und einen Büchsenlauf nebeneinander vereint. Sind die Läufe übereinander angeordnet, spricht man von einer Bockbüchsflinte. Beide Typen sind schon lange im Gebrauch, wobei die Bockbüchsflinte besonders bei Pürsch- und Ansitzjägern beliebt ist. Büchsflinten werden heute fast nur noch aus nostalgischen Gründen hergestellt.

Dreiläufige kombinierte Waffen

Vierläufige kombinierte Waffen

Die bekannteste dreiläufige Waffe ist der Drilling, der zwei Flintenläufe und einen darunterliegenden Büchsenlauf kombiniert. Dieser Waffentyp, der bereits 1878 patentiert wurde, ist eine echte Universalwaffe für den Jäger, besonders wenn er gut Flintenlaufgeschosse schießt und mit einem Einstecklauf ausgestattet werden kann. Der Doppelbüchsdrilling ist speziell für Hochwildjäger geeignet und bietet den Vorteil eines zusätzlichen Schrotlaufs.

Der Vierling, eine Kombination aus drei Büchsenläufen und einem Flintenlauf, entstand aus dem Wunsch nach einem zusätzlichen kleinkalibrigen Büchsenlauf für den Drilling. Diese Waffen sind präziser und schussbereiter als Drillings mit Einstecklauf, jedoch weniger handlich. Eine seltene Variante ist der Doppelbüchsvierling, der eine Bockflinte mit einer Doppelbüchse kombiniert und hauptsächlich auf speziellen Kundenwunsch gefertigt wird.

Die Verschlusssysteme bei Kipplaufwaffen

Kipplaufwaffen, bekannt für ihre Einfachheit und Zuverlässigkeit, nutzen unterschiedliche Verschlusssysteme. Diese Systeme sorgen für die sichere Verriegelung des Laufs während des Schusses und beeinflussen die Handhabung und Leistung der Waffe erheblich. Die Verschlüsse sorgen für die gasdichte Verriegelung der Patrone im Patronenlager. Bei Kipplaufwaffen sind Verschluss und Schloss voneinander getrennt. Das Patronenlager wird durch Abkippen der Läufe geöffnet. Je nach Verschlussart wird entweder eine höhere Stabilität erreicht oder eine besonders kompakte und flache Bauweise ermöglicht.Hier ist eine Übersicht der gängigsten Verschlusssysteme bei Kipplaufwaffen:

1. Laufhaken oder Keilverschluss

Diesen Verschluss gibt es mit einfacher oder doppelter Laufhaken-Verriegelung. Die Laufhaken werden durch den Verschlusskeil verriegelt.

Anwendung: Diese Verschlussart gibt es bei nahezu allen Varianten.

Laufhaken- oder Keil-Verschluss
Laufhaken- oder Keil-Verschluss
Laufhaken- oder Keilverschlüsse
Laufhaken- oder Keilverschlüsse

2. Der Greener Verschluss

—   Verlängerte Laufschiene mit einer Nase (Greener-Nase) mit einer Querbohrung

—   Greener-Querriegel verriegelt in dieser Bohrung.

—   Zusätzlich zum Laufhaken-Verschluss

Anwendung: Bei nebeneinanderliegenden Läufen und Drillingen

Greener-Verschluss
Greener-Verschluss
Greenerverschlüsse
Greenerverschlüsse

3. Der Doppelgreener oder Kersten-Verschluss

-      Seitlich des oberen Laufes 2 Greener-Nasen mit Bohrungen

-      Verriegelung wie beim Greener-Querriegel

-      Zusätzlich zum Laufhaken-Verschluss

Vorteil: extrem belastbar

Anwendung: bei übereinanderliegenden oder einläufigen Waffen

4. Der Flankenverschluss

-      Flankenverschlüsse haben keine Laufhaken.

-      Verriegelt wird über zwei seitliche Stifte (Keile) und seitlich hochgezogene Flanken des Verschlussgehäuses.

-      Der Scharnierbolzen wird durch seitliche Drehlager ersetzt.

Vorteil: Flache Bauart

Anwendung: Hauptsächlichbei übereinanderliegenden Läufen

Flankenverschluss bei einer Bockflinte
Flankenverschluss bei einer Bockflinte

5. Der Purdey Verschluss

-      Einfacher oder doppelter Purdey-Verschluss

-      Besitzt ein oder zwei Nasen, die durch Riegel im Stoßboden verriegelt werden.

-      Zusätzlich zum Laufhakenverschluss

Der einfache Purdey-Verschluss findet Anwendung bei Waffen mit nebeneinanderliegenden Läufen, der doppelte Purdey-Verschluss bei übereinanderliegenden Läufen.

Doppelflinte mit Purdey-Verschluss
Doppelflinte mit Purdey-Verschluss

6. Der Kippblockverschluss

- Sehr stabiler Verschluss

- teuer in der Herstellung

Der Kippblockverschluss findet hauptsächlich bei Kipplaufbüchsen Anwendung.

Kippblockverschluss
Kippblockverschluss

Die Schlosssysteme bei Kipplaufwaffen

Schlossteile und Funktion
Schlossteile und Funktion

Das Schloss ist der Mechanismus für die Zündung der Ladung in der Waffe. Grundsätzlich unterscheiden wir in  Handspannersysteme, Selbstspannersysteme und einer Kombination aus beidem.

Achtung: Verschluss und Schloss sind nicht dasselbe! Mit dem Verschluss wird die Waffe verriegelt, das Schlosssystem löst den Schuss aus.

Bei Waffen mit abkippbaren Läufen unterscheiden wir zwischen Schlosse mit - außenliegenden Hähnen   Es handelt sich um sogenannte Hahngewehre. Gespannt wird von Hand durch Zurückziehen der   Hähne. - innenliegenden Hähnen   Es handelt sich um sogenannte Selbstspannergewehre. Am gebräuchlichsten ist das Selbstspannen   bei Abkippen der Läufe (Selbstspanner-Kipp-Gewehre). - Handspannsysteme   Es handelt sich um Waffen, bei denen das Schloss manuell über einen Spannschieber am Kolbenhals   gespannt wird.

Wir unterscheiden folgende relevante Arten von Schlosssystemen bei Kipplaufwaffen:

—   Blitzschloss

—   Kastenschloss oder auch Anson- & Deeley-System

—   Seitenschloss

—   Handspannschlosssysteme

1. Blitzschloss

Die Schlosskonstruktion ist auf dem Abzugsblech montiert.

Vorteil: Leicht herausnehmbar

Anwendung: Vorwiegend bei Drillingen

Blitzschloss
Blitzschloss

2. Das Kastenschloss

Die Schlosskonstruktion ist im Systemkasten verbaut.

Vorteil: Kurze Bauart möglich

Anwendung: DF, DB und BBF

3. Seitenschloss (Seitenblechschloss)

Die gesamte Schlosskonstruktion ist auf herausnehmbaren Seitenplatten montiert.

Vorteil: Leicht erreichbar zur Reinigung etc.

Anwendung: Bei hochwertigen Waffen, DF, DB, BDB oder Drillingen

4. Handspannschlosssysteme

Mit dem Spanschieber werden die Schlosse von Hand gespannt.

Vorteil: Hohe Sicherheit

Anwendung: BBF, Bergstutzen und Drilling

Signalstifte bei Kipplaufwaffen

Signalstifte zeigen den Zusatnd des Schlosses an und werden häufig bei Drillingen verbaut.

Die Signalstifte zeigen an, welches Schloss gespannt ist. Die Signalstift sind tastbar und somit auch in der Dunkelheit ablesbar.<br>
Die Signalstifte zeigen an, welches Schloss gespannt ist. Die Signalstift sind tastbar und somit auch in der Dunkelheit ablesbar.
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