Bauteile von Langwaffen

Der gezogene Lauf

Der gezogene Lauf wird auch als Büchsenlauf bezeichnet. Er ist grundsätzlich für das Verschießen eines Einzelgeschosses gedacht.

„Der Zug fährt durch die Felder“
„Der Zug fährt durch die Felder“

1. Der Drall

Das Zugprofil besteht aus vier bis sechs Zügen und Feldern, die sich spiralförmig durch den Lauf winden. Die Felder schneiden sich in die Oberfläche des Geschosses ein und zwingen es so in Rotation. Diese erfolgt normalerweise rechtsdrehend, bei einigen ausländischen Waffen auch linksdrehend.

2. Das Kaliber

Durch die Zugtiefe ergeben sich zwei Kaliber, des Laufes. Man spricht von dem Feldkaliber, das ist das Kaliber der ursprünglichen Bohrung, und dem Zugkaliber. Zwischen beiden besteht in der Regel eine Differenz von 0,2 bis 0,3mm. Früher hatten die Läufe für Bleigeschosse in bezug auf Züge und Felder andere Konstruktionen und Abmessungen. Die genauen Laufmaße sind für alle Kaliber genormt, und die Maße, nach denen der Hersteller arbeiten muß, sind durch die Waffengesetzgebung festgelegt.

3. Herstellung

Traditionell werden die Züge im Lauf durch manuelles Ziehen oder mit einer Ziehmaschine unter Verwendung eines spanabhebenden Werkzeugs hergestellt. Moderne Methoden hingegen nutzen entweder das Knopf-Ziehverfahren, bei dem ein Hartmetallknopf durch den gebohrten Lauf gedrückt wird, oder das Hämmerverfahren, bei dem ein gebohrter Rohling in einer Spezialmaschine durch rotierende Hämmer über einem Dorn das Laufprofil erhält.

Der Knopf beziehungsweise der Dorn tragen jeweils das negative Laufprofil. Bevor die Züge in den Lauf eingearbeitet werden können, muss der Laufrohling gebohrt und außen abgedreht werden. Anschließend wird er gerichtet. Die Bohrung wird fein bearbeitet, da die Qualität der dabei erzielten Oberfläche maßgeblich die spätere Laufqualität beeinflusst.

Die Patronenlager werden mit speziellen Formfräsern oder Reibahlen nachträglich eingearbeitet beziehungsweise beim Hämmerverfahren durch das Hämmern geformt.

Besondere Bedeutung kommt dem Übergangskonus zwischen Patronenlager und dem gezogenen Laufteil zu. Wenn eine Patrone in den Lauf geladen wird, liegt der aus der Patronenhülse vorstehende Geschossteil im Übergangskonus. Dieser muss so gestaltet sein, dass er das längste vorkommende Geschoss aufnehmen kann. Für kurze Geschosse kann dies aufgrund unzureichender Führung in diesem Bereich zu einer Verschlechterung der Präzision führen.

4. Der Polygonlauf

Die Felder sind hierbei nicht scharfkantig ausgeprägt, sondern bilden einen sanften Übergang zu den Zügen,so daß der Geschoßmantel beim Durchgang keine scharfen Markierungen bekommt. Der Vorteil dieser Läufe, die zunächst im militärischen Bereich Verwendung fanden, ist, neben einer vereinfachten Herstellung beim Hämmern, eine höhere Lebensdauer und bessere Pflegemöglichkeit.

5. Laufmaterial und Laufqualität

Die bei der Laufherstellung verwendeten Materialien umfassen vergütete unlegierte sowie niedrig bis hochlegierte Stähle, wobei die hochlegierten Varianten rostträge bis rostfrei sein können.

Zur Lebensdauer der Büchsenläufe sei gesagt, dass sie bei richtiger Pflege viele Schüsse und oft sogar mehrere Jägergenerationen überdauern können.

Ein wirklich ausgeschossener Lauf ist selten, da die dafür erforderlichen hohen Schusszahlen bei einer Jagdbüchse kaum erreicht werden. Die meisten Läufe werden durch unsachgemäße Behandlung oder unzureichende Pflege beschädigt.

Echter Verschleiß eines Laufes zeigt sich durch Abrundung der Felderkanten im hinteren Laufbereich und Erosionserscheinungen (Auswaschungen, Ausbrennungen) im Übergangskonus. Läufe für Hochgeschwindigkeitspatronen sind besonders stark beansprucht und neigen eher zum Verschleiß.

Das Maß, bei dem die Züge und Felder eine volle Umdrehung vollenden, nennt man Drall-Länge. Für die meisten Geschosse und Kaliber liegt diese zwischen 200 und 400 mm. Die Drall-Länge ist entscheidend für die richtige Stabilisierung des Geschosses und somit für die Präzision des Laufes.

Da die Schusspräzision wesentlich durch die im Laufstahl beim Schuss auftretenden Schwingungen beeinflusst wird, ist von einem dickwandigen Büchsenlauf grundsätzlich eine bessere Präzision zu erwarten. Aus diesem Grund haben Matchbüchsen durchweg dickwandige Läufe.

Die Läufe von Repetierbüchsen sind im Vergleich zu den Büchsenläufen kombinierter Waffen dick. Bei Repetierbüchsen ist die notwendige Stabilität des Einzellaufes entscheidend. Ein Lauf, der in einem Laufbündel fest verlötet ist, kann dünner gehalten werden, ist jedoch auch empfindlicher gegenüber äußeren Einflüssen, die sich auf die Schussleistung auswirken können.

Der glatte Lauf

Für das Verschießen einer Vielzahl von Einzelgeschossen, einer Geschoßgarbe, wie sie der Schrotschuß darstellt, ist der glatte Flintenlauf vorgesehen.

1. Damastläufe

Damastläufe zeichnen sich durch ihre bräunliche oder gräuliche Färbung und das oft sehr schöne Oberflächenmuster aus. Diese Läufe entstanden aus Bündeln miteinander verflochtener dünner Eisen- und Stahldrähte, die um einen Dorn gewickelt, unter Hämmern miteinander verschweißt und so zu einem Rohr geformt wurden. Damastläufe sind nur ganz selten für den Gebrauch mit Nitropatronen beschossen.

2. Moderne Laufherstellung

Die Flintenläufe werden heute ebenfalls aus Gewehrlaufstählen hergestellt. Geschmiedete Rohlinge werden gebohrt und innen und außen feinbearbeitet.

Der Flintenlauf hat ein Patronenlager, welches in seiner Länge einer abgeschossenen Hülse entspricht. Ein konischer Übergang stellt die Verbindung zu dem zylindrischen Laufteil her.

3. Patronenlager und Hülsenlänge

Auf keinen Fall sollen Patronen verschossen werden, deren aufgefaltete (!) Hülsen länger sind als das Patronenlager.

Normale Patronenlager haben eine Länge von 70 mm. Bei anderen Flinten findet man noch die früher üblichen 65 mm langen Lager und bei einigen neueren Waffen 76mm lange Lager für die Magnum-Patronen.

Das Verschießen von Patronen, deren Hülsen kürzer sind als dasPatronenlager, ist völlig unbedenklich. Nur muß in diesem Falle mehr auf die Reinigung des Lagers geachtet werden, damit sich keine ringförmige Ablagerung aufbaut, die für ein späteres Verschießen der längeren Patrone eine Behinderung darstellt.

4. Die Würgebohrung (Choke)

Der Schrotlauf hat zur Verbesserung der Schußleistung an seinem vorderen Ende eine Verengung, die Würgebohrung, auch Chokebohrung oder nur kurz Choke genannt. Der Hersteller hat es damit in der Hand, in einem gewissen Bereich die Treffer:- dichte der Schrotgarbe zu steuern und damit bestimmten jagdlichen Erfordernissen anzupassen.

Verschiedene Hersteller wenden unterschiedlich geformte Chokebohrungen an, um aus einem Lauf eine gewünschte Trefferdichte auf der Prüfscheibe zu erzielen. Im allgemeinen besteht der Choke jedoch aus einem mehr oder weniger langen Übergangskegel vom zylindrischen Laufteil zu einem wiederum zylindrischen kurzen Abschluß an der Mündung, der gegenüber dem Laufkaliber eine Verengung bis zu ca. 1mm im Durchmesser darstellen kann.

Es hat sich inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt, daß es wenig Sinn hat, im normalen Jagdbetrieb sehr eng schießende Läufe zu führen, wenn die vorherrschende Schußentfernung unter 30m liegt.

Bei vielen Flintenmodellen wird die Mündungsverengung durch im Bereich der Patronenlager aufgestempelte Symbole angegeben.

Flintenlauf – Wir unterscheiden folgende Choke-Arten
Flintenlauf – Wir unterscheiden folgende Choke-Arten

Durch besondere Ausführung der Chokebohrung lassen sich Flinten auch für spezielle Z wecke einrichten, wie z.B. Skeetflinten, deren Läufe besonders große Streuung aufweisen. Inzwischen haben sich auch die auswechselbaren Chokes sehr gut eingeführt. Man hat damit die Möglichkeit, seine Flinte für verschiedene Zwecke umzurüsten (z. B. Skeet, Trap, Jagd). Die Firma Krieghoff liefert zudem Chokeeinsätze,die sich nachträglich in vorhandene Waffen, (auch kombinierte Waffen) einbauen lassen, wenn die Laufwandstärke ausreicht.

Skeetbohrung
Skeetbohrung

5. Laufqualität, Spezialläufe

Für eine gute Schußpräzision mit Flinten/aufgeschossen ist es vorteilhaft,wenn das Kaliber des zylindrischen Lauf teils dem Geschoßdurchmesser angepaßt ist, und wenn der konische und der zylindrische Teil des Chokes entsprechend gestaltet sind. Ist der Lauf speziell für das Verschießen von Flintenlaufgeschossen eingerichtet, müssen eventuell hinsichtlich der Schrot-Treffpunktlage und Deckung Zugeständnisse gemacht werden.

Die Qualität der Innenbearbeitung ist auch beim Flintenlauf von besonderer Bedeutung. Je feiner die Laufbearbeitung vor allen Dingen in den Übergängen ist,desto geringer die Neigung zur Bleiablagerung beim Schießen.

Einige Flintenmodelle werden mit innen hartverchromten Läufen geliefert. Diese Läufe sind wegen der sehr glatten und harten Innenflächen gut zu reinigen und zeigen weniger Neigung zum Verbleien und Rosten. Allerdings läßt sich bei so einem Lauf schlecht eine nachträgliche Veränderung an der Laufbohrung bzw. dem Choke durchführen.

Ein Schrotschuß aus einem gezogenen Lauf liefert in den meisten Fällen unbrauchbare Ergebnisse. Bei der früher einmalgebräuchlichen„Paradoxbohrung" war der Flintenlauf vorn auf eine bestimmte Länge mit Zügen versehen, wodurch die Schußpräzision mit dem Einzeigeschoß deutlich verbessert, die Schrotschußleistung (insbesondere die Deckung) dagegen verschlechtert wurde.

Vereinzelt werden in Flinten, von denen man eine extrem starke Streuung wünscht,teilweise oder über die ganze Länge gezogene Läufe eingesetzt.

Verschlüsse

Anforderungen an den Verschluss

Die Abdichtung des Verschlusses wurde erst mit der modernen Form der Patronenhülse zufriedenstellend gelöst. Durch das Lidern, also das Anlegen des Hülsenbleches an die Patronenlagerwandung, entsteht eine sehr effektive Abdichtung. Allerdings kann die Hülse alleine den vollen Gasdruck nicht aufnehmen.

Eine vollständige Abdichtung ist nur möglich, wenn die Hülse überall durch die Waffenteile so gut abgestützt wird, dass der hohe Innendruck beim Schuss keine Gelegenheit hat, die Wandung aufzureißen und nach hinten auszutreten.

Der Verschluss hinter dem Hülsenboden muss daher unbeweglich bleiben, wenn der Gasdruck auf ihn einwirkt. Er darf in diesem Moment nicht nachgeben, da ansonsten die Hülse beschädigt wird und der Gasdruck nicht das Geschoss nach vorne treibt, sondern Teile der Waffe zerstört und möglicherweise dem Schützen ins Gesicht schleudert.

Daher ist der Verschlussabstand bei allen Verschlussarten von großer Bedeutung. Dieses Maß beschreibt den Abstand zwischen dem Boden der Patrone im Patronenlager und dem Stoßboden des Verschlusses. Überschreitet dieser Abstand die vorgeschriebene Toleranz, wird das Schießen mit der Waffe riskant; die Waffe entspricht dann nicht mehr den Beschussvorschriften.

Im Laufe der Jahre gab es viele Verschlusskonstruktionen, von denen nur wenige technisch so gut waren, dass sie heute noch in Gebrauch sind.

Verschlüsse für Waffen mit starrem Lauf

Diese im Grunde sehr stabile Verriegelung kann entweder am Verschlußkopfunmittelbar hinter dem Lauf oder weiter zurückliegend im Bereich des Kammerstengels erfolgen. Das letztere System ist nicht ganz frei von Tücken. Bei veröltem oder nassem Patronenlager vergrößert sich durch die verminderte Reibung der Hülse im Lager der Druck auf den Verschluß. Die zurückliegende Verriegelung läßt ein leichtes, nicht gleichmäßiges Dehnen der Verschlußhülse und damit verbunden eine Beeinflussung des Laufes zu,als deren Folge in der Regel eine Treffpunktverschiebung des Schusses eintritt.

1. Der Zylinderverschluss

Eine der ältesten und die in der Folge am meisten gebaute Verschlußart ist der Zylinder- oder Kammerverschluß. Er wird bei Einzelladern und Repetierern angewendet. Hier ist der Lauf in einer Verschlußhülse befestigt oder ist Teil derselben.In der Laufaufnahme ist der Verschluß, auch Kammer genannt, längs- beweglich angeordnet. Auf dem Umfang des Verschlusses sind, je nach Modell, bis zu neun Verriegelungsnocken bzw. -warzen angeordnet, die durch eine Drehbewegung des Kammerstengels in entsprechenden Ausdrehungen der Verschlußhülse oder des Lau- fes selbst verriegelt werden können.

Eine spezielle Art des Kammerverschlusses, den es früher in ähnlicher Form schon mal bei einigen Militärgewehren gegeben hat, ist der Gerad-Zugverschluß, der heute auch wieder in überarbeiteter Form in Jagdgewehren Verwendung findet (z.B. R8 von Blaser,SR30 von Heym, M96 von Mauser usw.). Dabei wird nur durch das Zurückziehen und Vorschieben des Kammergriffes die Kammer entriegelt und nach dem Durchladen wieder verriegelt. Diese Repetierbewegung geht sehr schnell und flüssig.

2. Der Blockverschluss

Auch der Blockverschluß ist fast so alt wie der Hinterlader selbst. Der Lauf ist mit einem Verschlußgehäuse fest verbunden, und ein Verschlußblock wird in seinen Führungen zur Verriegelung des Laufes hin- ter das Patronenlager geschoben oder um einen Drehpunkt dort eingeschwenkt. Diese Verschlüsse, von denen es einige unterschiedliche Konstruktionen gibt, zählen zu den haltbarsten, die wir kennen. Wir finden solche Verschlüsse selbst an Geschützen. Blockverschlüsse sind ideal für einschüssige Büchsen und gestatten eine kurze Baulänge.

Verschlüsse für Kipplaufwaffen

Bei den verschiedenen Arten von Kipplaufwaffen wird der Lauf bzw. das Laufbündel vorn ins Verschlußgehäuse an einem Drehpunkt, dem Scharnier, eingehängt und beim Schließen der Waffe mit seinem hinteren Ende gegen den Stoßboden des Gehäuses geklappt. Beim Schuß drückt der Patronenboden gegen den Stoßboden.DieAufgabeder Verriegelung ist es, die beiden Teile zusammenzuhalten und daran zu hindern,aufzuklappen.

1. Der Kippblockverschluss

Sehr stabiler Verschluss, teuer in der Herstellung

Der Kippblockverschluss findet hauptsächlich bei Kipplaufbüchsen Anwendung.

Kippblockverschluss
Kippblockverschluss

2. Der Doppelriegel-Verschluss

(Laufhaken oder Keiverschluss)

Die unter den Patronenlagern angeordneten Laufhaken, die auch für die seitliche Führung der Läufe im Verschlußgehäuse verantwortlich sind, wurden auch bei späteren Konstruktionen immer wieder als Verriegelungselement benutzt.

Laufhaken- oder Keil-Verschluss
Laufhaken- oder Keil-Verschluss
Laufhaken- oder Keilverschlüsse
Laufhaken- oder Keilverschlüsse

In den meisten Fällen sind zwei Laufhaken vorhanden, von denen jeder am hinteren Ende eine Aussparung hat, in die ein im Verschlußgehäuse beweglicher und durch den Oberhebel betätigter Riegel gleichzeitig eingreift. Dieser in der Literatur als Doppelriegel- verschluß bezeichnete Verschluß ist sehr gebräuchlich. Wir finden ihn an Flinten, selbst bei sehr teueren Modellen. In leichter Abwandlung wird bei einigen neuen Konstruktionen nur der hintere evtl. verbreiterte Laufhaken verriegelt.

3. Der Greener-Verschluss

Der sehr bekannte und weit verbreitete Greener-Verschluß verriegelt ebenfalls die bei- den Laufhaken, hat aber zusätzlich eine nach hinten vor- stehende Verlängerung der Laufschiene, die in eine Aussparung des Stoßbodens eintritt und dort durch einen Querstift verriegelt wird , dessen Betätigung auch durch den Oberhebel erfolgt.

Greener-Verschluss
Greener-Verschluss

4. Der Purdey-Verschluss

Technisch gleichwertig, aber etwas eleganter, ist der Purdey-Verschluß , bei dem die Verlängerung der Laufschiene nur kurz ist und daher beim Schließen in den Stoßboden eintreten kann , ohne daß dafür in der Basküle eine nach oben durchgehende Nut geschaffen werden muß. Die Verriegelung dieser PurdeyNase erfolgt durch einen übergreifenden Riegel. Bei modernen Bockflinten findet man auch zwei Purdey- Nasen als Verriegelungselemente rechts und links der Patronenlager.

Doppelflinte mit Purdey-Verschluss
Doppelflinte mit Purdey-Verschluss

5. Der Kersten-Verschluss

Auch die Greener-Verriegelung existiert ihn ähnlicher Form doppelt angelegt bei Bockwaffen. Dieser oft nicht ganz korrekt als Doppelgreener bezeichnete Verschluß wird besser nach seinem Erfinder Kersten-Verschluß genannt. Auch die Benennung nach dem Ort der Erfindung, nämlich Straßburger Verschluß, wird hierfür angewendet. Dieser Verschluß, in Verbindung mit der doppelten Laufhakenverriegelung, ist insbesondere für Bockwaffen sehr beliebt und sehr stabil. Die bekannten Merkel-Bockgewehre sind vielfach auch ohne die Laufhakenverriegelung nur mit der Kersten-Verriegelung hergestellt worden und haben sich damit bewährt.

Doppelgreener- oder Kersten-Verschluss
Doppelgreener- oder Kersten-Verschluss

6. Der Flanken- Verschluss

Diese Verschlußart ist bei Bockflinten und Bockbüchsflinten zu finden. Die Verriegelung des Verschlusses erfolgt durch zwei Stifte oder Keile, die auf beiden Seiten der Patronenlager eintreten. In der Regel hat bei diesem Verschluß das Laufbündel keine Laufhaken; als Drehpunkt dienen zwei Drehzapfen, die beidseitig der Patronenlager in den Flanken des Verschlußgehäuses angebracht sind. Auf diese Art soll eine günstigere Verschlußbeanspruchung und eine niedrigere Bauhöhe erreicht werden

Flanken-Verschluss
Flanken-Verschluss
Flankenverschluss bei einer Bockflinte
Flankenverschluss bei einer Bockflinte

Verschlüsse der Selbstladewaffen

Eine Sonderstellung hinsichtlich der Verschlußverriegelung nehmen die Selbstladewaffen ein. Sie werden z. B.durch drehbare Verschlußköpfe verriegelt, die mit dem Zylinderverschluss zu vergleichen sind, oder durch Verriegelungsblocks (ähnlich dem Blockverschluss bei Büchsen). Die Steuerung der Verriegelungselemente erfolgt durch die Rückstoßkraft (Rückstoßlader) oder über einen Druckkolben, der beim Schuß durch aus dem Lauf abgeleitetes Treibgas angetrieben wird (Gasdrucklader).

Gasdruckladersystem
Gasdruckladersystem

Eine besondere Form des Rückstoßladers stellt ein Selbstladegewehrverschluß der Firma Heckler und Koch dar, bei dem ein Rollenverschluß verwendet wird. Im Verschluß halten zwei Rollen die Verriegelung aufrecht,bis ein bewegliches Steuerstück diese freigibt. Zu dieser Zeit hat das Geschoß den Lauf schon verlassen.

Rückstoßladersystem (Rollenverschlusssystem H&K)
Rückstoßladersystem (Rollenverschlusssystem H&K)

Bei Selbstladewaffen für schwache Patronen, wie z.B. Kleinkaliberpatronen, werden die einfachen Masseverschlüsse angewendet. Eine Verriegelung findet dabei nicht statt, sondern die durch eine Verschlußfeder unterstützte Verschlußmasse ist so ausgelegt, daß die Repetierfunktion erst wirksam in Gang gesetzt wird, wenn das Geschoß schon „unter- wegs" ist. Bei denTaschenpistolen finden wir den Masseverschluß wieder.

Schlosse

Das Schloß ist für die Funktion der Waffe ein sehr wichtiges Teil. Es hat die Aufgabe, die Zündung der im Patronenlager befindlichen Patrone einzuleiten.

Schlossteile und Funktion
Schlossteile und Funktion

Funktion des Schlosses

Der Schütze bewirkt durch Fingerdruck auf den Abzug, das Auslösen des Schusses. Darauf wird im Schloß der Waffe, durch Freigabe der von der Schlagfeder gespeicherten Energie, der Schlagbolzen direkt oder indirekt gegen das Zündhütchen der Patrone geschleudert, und der Schuß löst sich.

Daß diese Folge von Ereignissen unter bestimmten Bedingungen auch ohne Absicht und ohne Berührung des Abzuges in Gang gesetzt werden kann, muß man wissen und im Interesse der Sicherheit ständig vor Augen haben.

Nur die Kenntnis von der Bedeutung und dem Zusammenwirken der einzelnen Schloßteile gibt die Sicherheit, Gefahrenpunkte zu erkennen und ihnen wirkungsvoll zu begegnen.

Die Entwicklung der Gewehrschlosse

Die Vorläufer unserer modernen Jagdgewehre, die Vorderlader,waren durchweg mit Schlossen ausgerüstet, die einen von Hand zu spannenden Hahn hatten. Bei Betätigung des Abzuges schlug dieser entweder einen in seinem Kopf eingespannten Feuerstein gegen eine Reibfläche und erzeugte so die für die Zündung notwendigen Funken (Steinschloß), oder er brachte durch direkten Schlag ein Zündhütchen zur Explosion (Perkussionsschloss).

Das Schloss selber bestand aus einer seitlich in den Schaft eingelassenen Platte, an der auf der Außenseite der Hahn und auf der Innenseite die übrigen Schloßteile befestigt waren.

Das Seitenschloss

Wir denken beim Seitenschloss automatisch an die hahnlose Form des Selbstspanners. Betrachten wir ein modernes Seitenschloss aber einmal näher, so stellen wir fest, daß es im Grunde nichts anderes ist als ein Hahnschloß, bei dem der Hahn in verkleinerter Form als Schlagstück auf die Innenseite des Schlossblechs verlegt wurde.

Seitenschloss
Seitenschloss
Seitenschloss (Seitenbelchschloss)
Seitenschloss (Seitenbelchschloss)

Zum Spannen dient jetzt die bei allen Selbstspannern in das Verschlußgehäuse längs eingelegte Spannstange, die durch den Vorderschaft beim Abkippen des Laufes betätigt wird.

Das Seitenschloss wird heute vorwiegend bei teueren Jagdwaffen verwendet und zeichnet sich dadurch aus, daß es für Reinigungs- und Reparaturzwecke leicht ausgebaut werden kann und daß sich die Abzugsauslösekräfte im allgemeinen sehr weich und gleichmäßig einregulieren lassen.

Natürlich wurde das Seitenschloss im Laufe der Jahre verbessert. Zur Abzugstange kam zusätzlich noch eine Sicherheitsfangstange. Das Schlagstück kann dann nur noch ausgelöst werden, wenn der Abzug beide Stangen gleichmäßig anhebt. Springt die Abzugstange durch eine kräftige Erschütterung, durch Rückstoß oder Hinfallen der Waffe, aus der Rast des Schlagstücks, wird dieses durch das Eintreten der Fangstange in eine Sicherheitsrast am Abschlagen gehindert.

Seitenschlosse wurden lange Zeit als kleine Kunstwerke von Spezialisten in Handarbeit gefertigt und waren daher entsprechend teuer. In neuerer Zeitwerden bei Waffen der mittleren Preisklasse vielfach maschinell gefertigte Seitenschlosse eingesetzt, die weniger  aufwendig sind, jedoch ebenso ihren Zweck erfüllen. Diese vereinfachten Schlosse verwenden sehr oft als Schlagfeder statt der konventionellen Bugfeder die Schraubenfeder.  Auch bei anderen Systemen begegnen wir der Schraubenfeder immer häufiger. Ihr Vorteil ist, daß sie sich viel preiswerter herstellen läßt und im Falle eines Bruches nicht restlos ausfällt, sondern,wenn sie gut geführt ist, sogar behelfsweise weiter funktioniert.

Das Kastenschloss

Kastenschloss – Anson & Deeley-System
Kastenschloss – Anson & Deeley-System

Bei dem als Kastenschloss bezeichneten Schlosssystem nach Bauart Anson &Deeley, das vorwiegend für Flinten gebaut wird, sind Schlagstücke, Schlagfedern und Abzugsstange im Verschlußgehäuse direkt eingebaut. Damit erreicht man ein unkompliziertes, stabiles System und eine kurze Bauart.

Das Blitzschloss

Blitzschloss
Blitzschloss

 Alle Schlossteile, auch die Abzüge sind beim Blitzschloss auf dem untenliegenden Abzugblech aufgebaut. Dadurch sind sie in einer leicht herausnehmbaren und leicht zu wartenden Einheit zusammengefaßt. Überwiegend wird das Blitzschloß bei kombinierten Waffen angewendet. Der Standarddrilling hat ein Blitzsystem mit drei nebeneinanderliegenden Schlossen, von denen das mittlere den Büchsenlauf bedient. Der vordere Abzug löst, je nach Stellung des Umschaltschiebers, entweder dieses oder das rechte Schloss für den rechten Schrotlauf aus.

Diese Bauart wird oft, nicht ganz unberechtigt, als Sicherheitsrisiko betrachtet. Durch die Anordnung der Schlossteile mit kurzen Hebelverhältnissen müssen die Rasten von Schlagstück und Abzugsstange besonders sorgfältig gearbeitet sein, weil dort große Kräfte auftreten. Es ist nicht ganz auszuschließen,daß aufgrund von Verschleiß an den Teilen ein Doppeln auftreten kann, d.h., beim Abschießen des Büchsenlaufes geht der linke Sehrotlauf mit oder umgekehrt. Man hat daher spezielle Sicherungen vorgesehen, wie z.B. beim Sauer & Sohn-Drilling die Stangenwechselsicherung, die durch den Umschaltschieber jeweils die Abzugsstange des nicht benutzten Schlosses sichert.

Damit ist bei richtiger Funktion aller Teile die Gewähr dafür gegeben, daß beim Schrotschuß auf einen Hasen nicht unbeabsichtigt die „Kugel" mit hinausfährt.

Signalstift, Signalwelle, Ladeanzeige

Bei Waffen mit außenliegenden Hähnen kann anhand der Hahnstellung leicht erkannt werden, ob das Schloss gespannt ist oder nicht. Seit die Schlagelemente nach innen verlegt worden sind, ist der Schloßzustand nicht mehr so transparent. Aus dem Schloßinnern nach außen reichende Stifte zeigen z. B. beim Kastenschloss, gesteuert durch die Schlagstücke, an, ob gespannt ist.

Bei Seitenschlossen bedient man sich in der Regel Markierungen auf der Schlagstückwelle. Das aus dem Schloßblech herausragende Ende der Welle zeigt je nach Stellung den Schloßzustand an.

Ein gespanntes Schloss ist jedoch nicht mit dem Geladensein einer Waffe gleichzusetzen. Aus diesem Grund ist man bei einigen Waffenherstellern noch einen Schritt weitergegangen, indem man das Vorhandensein ei- ner Patrone im Patronenlager des Laufes sichtbar und fühlbar außen an der Waffe anzeigt. So findet sich bei der Repetierbüchse von Sauer & Sohn, Mod.80/90, im Lagerbereich außen ein „Signalstift", der beim Vorhandensein einer Patrone bzw. Hülse im Patronenlager hervortritt. Noch häufiger ist diese Art der Ladeanzeige bei Kurzwaffen anzutreffen .

Separate Büchsenschlossspannung

Bei den Drillingen mit separater Büchsenschloßspannung ist der Sicherheitsfaktor noch konsequenter berücksichtigt. Sie werden daher auch immer mehr bevorzugt. Der Büchsenlauf ist am besten dadurch gesichert, daß sein Schloß ungespannt bleibt und erst bei Bedarf gespannt wird, was durch einen oben auf der sogenannten Scheibe angebrachten Spannschieber oder seitlich angebrachten Hebel erfolgt. Normalerweise spannt sich das Schloß für den Büchsenlauf beim Öffnen der Waffe neu, solange der Spannschieber in seiner vorderen Stellung gelassen wird.

Die separate Schloßspannung läßt sich bei einem Drilling auch nachträglich anbringen.

Handspannschlosssysteme (Blitzschloss mit separater Kugelspannung)
Handspannschlosssysteme (Blitzschloss mit separater Kugelspannung)

Handspanner-Systeme

Bei Kipplaufwaffen, die grundsätzlich beim Laden nicht gespannt wer- den, sondern erst bei Bedarf, wird die Forderung nach separater Spannung auf die ganze Waffe angewendet.

Diese als Handspanner bezeichneten Gewehre können sowohl Büchsen, Flinten wie auch kombinierte Waffen sein.

Weil sich durch einen obenliegenden Spannschieber zwei Schlosse für die Flintenläufe gleichzeitig oft nur schwer spannen lassen, werden diese Waffen häufig nur mit einem Schloß und einem Abzug ausgestattet. Bei manchen Modellen muß durch einen seitlichen Schieber der Lauf vorgewählt werden, mit dem man schießen will. Es sind aber auch Handspanner-Systeme mit zwei Schlossen und gering aufzubringender Spannkraft am Markt.

Die Blaser-Bockbüchsflinte z. B. hat bei einem Schloss zwei Abzüge und eine automatische innenliegende Umstellung. Für jeden Schuß muß der Spannschieber neu betätigt werden. Dafür wird beim Öffnen der Waffe, wie auch bei starken Erschütterungen (Stoß, Fall), automatisch entspannt.

Bei der Konstruktion eines Sicherheitsdrillings verwendet die Firma Kuchenreuther einen hinter dem Abzugsbügel liegenden Spannhebel, der beim Umgreifen des Kolbenhalses die beiden Schlosse für die Flintenläufe spannt. Das Schloß für den Büchsenlauf hat die bekannte separate Büchsenschloßspannung.

Die Schlosse der Waffen mit starrem Lauf

Über die Schlosse bei den Gewehren mit feststehenden Läufen gibt es vergleichsweise wenig zu sagen. Bei den Büchsen mit Blockverschluß enthält in der Regel der Block den Schlagbolzen, der durch ein dahinterliegendes verdecktes Schlagstück angeschlagen wird.

Die Büchsen mit Zylinderverschluß sind mit reinen Schlagbolzenschlossen ausgestattet. Schlag- bolzen und Schlagfedern werden von der Kammer aufgenommen. Bei fast allen Modellen wird durch das Anheben des Kammerstengels beim Öffnen des Verschlusses das Schloß vorgespannt, und wenn der Abzugsstollen die Nase des Schlagbolzens festhält, wird beim Schließen die volle Spannung der Schlagfeder erreicht.

Auch bei den Waffen mit starrem Lauf gibt es mittlerweile einige Hersteller, die das System der Handspannung eingeführt haben.

Diese Waffen lassen sich geladen, aber ungespannt führen. Der Repetierer R93 von Blaser wird z. B. durch einen hinten am Verschluß angebrachten Spannschieber erst bei Bedarf gespannt.

Die Selbstladegewehre haben in den meisten Fällen Schlosse mit innenliegenden Schlag- stücken, vereinzelt auch reine Schlagbolzenschlosse.

 Mehrladeeinrichtungen

Das feste Mittelschaftmagazin

Das feste Mittelschaftmagazin, das von dem bekannten 98er-Mausersystem her geläufig ist, wird bei mehreren Repetiergewehrkonstruktionen angewendet. Dieses Magazin wird von oben durch den geöffneten Verschluß geladen.

Bei einigen Jagdrepetierern wird das Entladen des Magazins durch einen aufklappbaren Magazinboden erleichtert.

Dieser Konstruktion liegt die Idee zugrunde, ein Magazin zu haben, das nicht über die äußere Kontur der Waffe vorsteht, nicht verlorengeht und gegen Verschmutzung von außen geschützt ist.

Bei dem Mauser-Magazin liegen die Patronen gegeneinander versetzt im Zickzack und werden durch den gefederten Zubringer nach oben gedrückt. Ein Nachteil dieses Magazins ist, daß je nach Hülsen- und Geschoßform der verwendeten Patrone leicht Zu- führungsprobleme durch Anstoßen der Geschoßspitzen beim Einrepetieren vorkommen, und daß, falls nicht entsprechende Führungen für die Hülsenschulter eingebaut sind, empfindliche Geschoßspitzen beim Rückstoß durch Anstoßen gegen die vordere Wandung beschädigt werden.

Ein anderes festes Mittelschaftmagazin ist das Trommelmagazin der Repetierbüchse, das ursprünglich ebenfalls für ein Militärgewehr konstruiert wurde, bald aber auch große Beliebtheit für Jagdbüchsen erlangte. Hier liegen die Patronen kreisförmig

um eine Mittelachse, um die sich auch der gefederte Zubringer dreht.

Das herausnehmbare Mittelschaftmagazin

Magazine (herausnehmbare Mittelschaftmagazine)
Magazine (herausnehmbare Mittelschaftmagazine)

Mancher findet es bequemer,ein loses Magazin zu haben. Es bietet Vorteile beim schnellen Entladen. Ein leergeschossenes läßt sich schnell gegen ein volles Reservemagazin austauschen. Außerdem können eventuell auch Magazine mit ver- größerter Kapazität verwendet werden.Sein Nachteil ist,daß es verlorengehen kann.

Der bekannteste Typ ist das einreihige Stangenmagazin, bei dem die Patronen übereinander liegen. Die Zuführung beim Repetieren ist präzise, und durch seitliche Einprägungen lassen sich die Patronen so festlegen, daß die Geschoßspitzen nicht be- schädigt werden können.

Die Steyr-Mannlicher-Büchse ist bei dem bewährten alten Trommelmagazin geblieben und setzt es in der gleichen Form, jedoch herausnehmbar und aus einem schlagfesten Kunststoffmaterial hergestellt, ein.

Das Röhrenmagazin

Eine andere, sehr alte Mehrladeeinrichtung, das Röhrenmagazin, ist auch heute noch durchaus gebräuchlich.

Hierbei liegen die Patronen hintereinander in einem Magazinrohr, das in der Regel unter dem Lauf angebracht ist. Am häufigsten begegnet uns das Röhrenmagazin bei Selbstlade- und Repetierflinten.

Amerikanische Büchsen mit dem Unterhebel-Repetiersystem (Winchester, Marlin usw.), bei denen ebenfalls dieser Magazintyp verwendet wird, spielen bei uns als Jagdwaffe keine große Rolle. Man sollte aber wissen, daß in so ein Magazin auf keinen Fall Patronen mit Spilzgeschossen geladen werden dürfen! Eine Geschoßspitze kann unter Einwirkung des Rückstoßes das Zündhütchen der vor ihr liegenden Patrone anstoßen und zur Entzündung bringen.

Röhrenmagazine sind wegen der geradlinigen Zuführung durchweg sehr zuverlässig, allerdings umständlich beim Füllen und Entleeren.

Patronenauszieher, Ausstoßer, Auswerfer

An jeder Schußwaffe ist eine Vorrichtung erforderlich, die es gestattet, abgeschossene Patronenhülsen sowie auch nicht abgeschossene Patronen aus dem Patronenlager und der Waffe zu entfernen. Bei den verschiedenen Waffentypen können diese Vorrichtungen sehr unterschiedlich aussehen und auf verschiedene Art funktionieren.

Bei Waffen mit Zylinderverschluß ist an der Kammer im Bereich des Stoßbodens eine Auszieherkralle angebracht, die die Hülse bzw. Patrone an dem dafür vorgesehenen Rand erfaßt und aus dem Lager zieht. Die Hülse kann dort sehr fest haften,so daß eine beträchtliche Ausziehkraft aufgewendet werden muß. Das spielt eine Rolle für die Gestaltung des Ausziehers.

Eine besondere Auszieherkonstruktion hat das Modell 98 von Mauser. Der breite und solide Auszieher ist seitlich an die Kammer angebaut und bleibt in dieser Position, d. h., er macht dessen Drehbewegungen nicht mit. Durch gradlinig nach hinten wirkenden Zug und breiten Eingriff kann er große Auszieherkräfte übertragen.

Eine Besonderheit aber, die diesen Auszieher von anderen unterscheidet, ist die Eigenart, daß er eine beim Repetiervorgang aus dem Magazin aufsteigende Patrone schon dann ergreift, wenn sie noch nicht zugeführt ist. Damit soll vermieden werden, daß durch zweimaliges Vorschieben der Kammer eine Patrone ins Patronenlager geschoben und durch das Auftreffen der nachgeschobenen zweiten Patrone gezündet werden kann,was zu folgenschweren Unfällen führt.

Andere Repetierbüchsensysteme haben häufig kurze, gefederte Auszieherkrallen, die vorn in die Kammer eingebaut sind und dessen Drehbewegung mitmachen. Diese Auszieher greifen den Rand der Patrone erst, wenn der Verschluß ganz geschlossen wird.

Bei fast allen Büchsen läßt sich die Patrone direkt in das Patronenlager einführen. Bei Waffen mit dem langen Mauser-Auszieher muß diese unbedingt erst in das Magazin geladen werden, sonst geht der Verschluß nicht zu. bzw. der Auszieher kann beschädigt werden.

Die Art des Ausziehers ist beim Laden einer einzelnen Patrone in die Waffe von einiger Bedeutung.

Beim Repetierer genügt es nicht,die Hülse bzw. Patrone aus dem Lager zu ziehen. Sie muß auch aus der Waffe ausgeworfen werden. Dafür ist der Ausstoße, zuständig, der dem Auszieher jeweils gegenüber liegt.

Beim Mauser 98 ist er links unter der Brücke der Schloßhülse angeordnet und mit dem seitlichen Schloßhalter verbunden. Wird der Verschluß bis zum An- schlag zurückgezogen, tritt der Ausstoßer durch die geschlitzte linke Verschlußwarze aus und stößt die Hülse bzw. Patrone nach rechts aus.

Bei den anderen Systemen findet man in Verbindung mit dem kurzen Auszieher meistens einen im Stoßboden der Kammer angeordneten federnden Ausstoßerstift, der die Hülse bzw. Patrone ausstößt, sobald die Systemhülse sie freigegeben hat. Bei den Selbstladern finden wir durchweg die kurzen, gefederten Auszieher in Verbindung mit fest eingebauten, starren Ausstoßern oder  gefederten Ausstoßerstiften wie bei den Repetierern.

Die Patronenauszieher Kipplaufwaffen sehen anders aus. Sie sind am Lauf befestigt und in ihrer Form dem Patronenlager angepaßt.

Beim Abkippen des Laufes oder Laufbündels schiebt der Patronenauszieher  im Lager befindliche Hülse bzw. Patrone so weit heraus, daß sie entnommen werden kann.

Die Auszieher werden auch, bei mehrläufigen Waffen, in geteilter Form hergestellt, so daß durch unterschiedlich weites Herausschieben  ein besserer Zugriff besteht.  Der geteilte Patronenauszieher ist besonders Drilling vorteilhaft, damit die Hülse der Büchsenpatrone leicher zu fassen ist.

Kipplaufwaffen, bei denen eine schnelle Schußbereitschaft gewünscht wird, werden mit Auswerfern statt der einfachen Patronenauszieher ausgestattet. Diese kommen vor allem bei Doppelflinten und Doppelbüchsen,  Bockflinten und Bockbüchsen, in Frage. Das beim Abkippen der Läufe automatische Auswerfen der leeren Hülsen beschleunigt das Nachladen sehr.

Die Auswerfer, vielfach auch  als Ejektoren bezeichnet, sind spezielle Auszieherkonstruktionen, bei denen durch das Abkippen des Laufes oder Laufbündels eine kräftige Feder freigegeben oder ein im Vorderschaft befindliches Schlagstück abschlägt.

In beiden Fällen wird der Auswerfer so beschleunigt, daß die Patronenhülse aus dem Lager gestoßen und fortgeschleudert wird.

Die Konstruktion ist aber so gestaltet, daß nur der Auswerfer eines abgeschossenen Laufes in Tätigkeit tritt. Gegenüber „scharfen" Patronen verhält sich er Auswerfer wie ein Patronenauszieher. Er schiebt sie nur um einige Millimeter aus dem Lager,es sei denn, das entsprechende Schloß wäre abgeschlagen. Versagerpatronen werden in der Regel also ausgeworfen.

Auch einläufige Kipplaufbüchsen, Bockbüchsflinten, selbst Drillinge werden mit Auswerfern ausgestattet. Beim Ansitz kann die sich der auch nachteilig auswirken, weil das Nachladen vernehmbare Geräusch zu bewerkstelligen ist. Wer das nicht möchte, oder wer in bestimmten Situationen vermeiden will, seine Patronenhülsen in die Gegend fliegen, kann sich in den meisten Fällen vom Büchsenmacher in seine Waffe eine Vorrichtung einbauen lassen, durch die sich der Auswerfer nach Bedarf ausschalten läßt.

Die Auswerfer oder Ejektoren sind im Vergleich zu den einfachen Patronenausziehern recht komplizierte und empfindliche Einrichtungen. Sie bedürfen entsprechender Pflege und  können bei unsachgemäßer Behandlung schließlich versagen.

Nach dem Zerlegen muß beim Zusammensetzen einer solchen Waffe mit besonderer Sorgfalt und ohne Gewalt vorgegangen werden.

Wichtig ist, daß z. B. Waffen mit Auswerfern nach der Bauart von Holland & Holland, die durch Schlagstücke im Vorderschaft betätigt werden, auf keinen Fall beim Schließen über die Abzüge entspannt werden dürfen, weil die empfindlichen Teile sonst Schaden nehmen.

Blockverschlußbüchsen sind mit ähnlichen Patronenausziehern ausgestattet wie die Kipplaufgewehre. Einige Systeme lassen sich auch mit Auswerfern ausrüsten.

Abzugseinrichtungen

Die Abzugseinrichtungen sind die Bedienungselemente an den Waffen, die die Funktion haben, den gespannten Schlagbolzen bzw. das Schlagstück auszulösen und so die Schußentwicklung einzuleiten.

Ist das Schloß der Waffe gespannt, so steht der Abzug entweder direkt im Eingriff mit ei- ner Raste des Schlagbolzens bzw. des Schlagstückes, oder in die Rast tritt ein Zwischenstück,die Abzugsstange ein, die dann zum Schuß durch den Abzug aus dem Eingriff gehoben wird.

Abzugssauslösekraft

Die Abzugsauslösekraft ist die Kraft, die aufgebracht werden muß, um das Schloß über den Abzug auszulösen. Sie wird von Form und Zustand der Rast und auf sie wirkende Kräfte bestimmt, die den Abzug bzw. die Abzugsstange in der Normallage halten.

Die Einregulierung des Abzuges sollte einem erfahrenen Büchsenmacher vorbehalten bleiben. Wenn die Rasten unsachgemäß bearbeitet werden und die Federkraft zu sehr her- abgesetzt wird, kann der Abzug zum Sicherheitsrisiko werden. Das Schloß löst dann schon bei einer Erschütterung der Waffe aus.

Im allgemeinen glaubt der Jäger und Schütze mit einem möglichst leicht stehenden Abzug am besten schießen zu können. Ein geringer Abzugswiderstand soll gewährleisten, daß die Waffe während der Abzugsbewegung ruhig auf das Ziel gerichtet bleibt. Diese Vorstellung ist nicht unbedingt richtig. Es muß bedacht werden, daß es für be- stimmte Waffentypen und verschiedene Jagdsituationen eine untere Grenze für die Abzugs- auslösekraft gibt,die im Interesse der Sicherheit noch vertretbar ist. Bei Selbstladern und mehrläufigen Waffen z. B. darf der Abzug nicht durch die in der Waffe auf- tretenden Erschütterungen beim Durchladen bzw. beim Abfeuern des ersten Schusses auslösen.

Auch eine Büchse, die auf winterlichen Drückjagden geführt wird, sollte keinen zu leicht stehenden Abzug haben, sonst wird mit klammen, kalten und unter Umständen behandschuhten Fingern zu leicht ungewollt ein Schuß ausgelöst.

Abzugssysteme

 Der Druckpunktabzug war früher bei Militär- und Sportgewehren sehr gebräuchlich. Viele, die ihre Schießausbildung beim Militär erfahren haben, verwenden diesen Abzug immer noch gern. Beim Druckpunktabzug wird ein Teil des Abzugsweges durch den Vorweg gewissermaßen vorweggenommen. Ist am Ende des Vorweges der Druckpunkt erreicht, steigt die zum Auslösen benötigte Kraft an. Der noch zum Auslösen benötigte Abzugsweg ist aber nur kurz. Trotzdem hat sich dieses Abzugssystem für den jagdlichen Gebrauch nicht durchsetzen können.

Abzugseinrichtungen – Druckpunktabzug
Abzugseinrichtungen – Druckpunktabzug

Flinten, kombinierte Waffen sowie ein großer Teil der Selbstladewaffen und mit steigender Tendenz auch Büchsen sind mit Direktabzügen ausgestattet. Der Ausdruck „Flintenabzug" ist an dieser Stelle nicht falsch. Er begegnet uns aber vorwiegend bei den Direktabzügen der Büchsen. Der Direktabzug hat keinen Vorweg. Der Abzugsfinger hat vom Beginn der Abzugsbewegung an den vollen Abzugswiderstand zu überwinden. Für ein schnelles, ent- schlossenes Abziehen, wie es die Abgabe von „Schnappschüssen" erfordert, ist der Direktabzug aber nicht zu übertreffen. Ein Druckpunktabzug wäre in diesem Fall hinderlich.

Bei Flinten, die mit zwei Abzügen ausgestattet sind, wird üblicherweise der Abzug für den rechten bzw. unteren Lauf etwas leichter eingestellt, weil dieser Lauf in der Regel zuerstgeschossen wird. Auslösekräfte von 18 bzw. 22 Newton (1,8 und 2,2 kp nach der alten Bezeichnung) stellen einen vernünftigen Mittelwert dar.

Der Einabzug, der vorwiegend für Sportflinten Verwendung findet, bietet den Vorteil, daß man nicht umzugreifen braucht und so einen Sekundenbruchteil schneller mit dem zweiten Schuß ist. Auf der Jagd ist der Einabzug nicht unbedingt von Vorteil. Der Doppelabzug gestattet noch unmittelbar vor der Schußabgabe die Wahl zwischen den Läufen mit verschiedenen Chokebohrungen und ggf. auch unterschiedlichen Ladungen. Bei einem Einabzug mit wahlweiser Umschaltung, die nicht in allen Fällen vorhanden ist, geht das nicht so einfach.

Die automatische Umschaltung vom ersten auf den zweiten Lauf erfolgt entweder zwangsgesteuert über den Abzug oder durch den Rückstoß. Beide Systeme sind gleich zuverlässig, aber nur die zwangsweise Umschaltung gestattet das unmittelbare Abfeuern des zweiten Laufes, wenn der erste Schuß versagt. Einabzüge finden sich auch an Doppelbüchsen, hier natürlich ohne wahlweise Umschaltung.

Bei einigen Flinten funktioniert einer der beiden Abzüge als Einabzug, wodurch alle Umschaltungsprobleme ideal gelöst sind.

Auch bei den Büchsen, vor allem den Repetierern, hat sich der Direktabzug, hier häufig als Flintenabzug bezeichnet,in den letzten Jahren immer mehr durchgesetzt. Die Vorteile gegenüber dem Stecherabzug beim Schießen auf flüchtiges Wild und bei kaltem Wetter sind überzeugend. Wer sich erst einmal an ihn gewöhnt hat, kommt bei allen Gelegenheiten gut mit ihm zu- recht. Wichtig ist nur,daß der Abzug richtig eingestellt ist, nicht zu hart steht (eine Auslösekraft von ca. 10 bis 15 Newton ist optimal) und daß die Auslösung kurz und trocken erfolgt, ohne Weg und ,,Kratzen".

Der Stecherabzug ist, trotz der Gefahren, die mit einem eingestochenen Schloß zusammenhängen können, immer noch der beliebteste Büchsenabzug des deutschen Jägers.

Bei diesem Abzugssystem wird beim Einstechen ein Element unter Federspannung gesetzt, das beim Berühren des Abzuges ausgelöst wird, gegen die Abzugsstange schnellt, worauf diese das Schlagstück bzw. den Schlagbolzen auslöst.

Bei dem ausschließlich bei Büchsen gebräuchlichen deutschen Stecher oder Doppelzüngelstecher ist das auslösende Element der hinten liegende, wie ein Abzug aussehende Stecher. Es ist konstruktiv nicht zu umgehen, daß der Schuß auch direkt aus- gelöst werden kann, wenn der hintereAbzug, entgegen der üblichen Praxis, nach vorn gedrückt wird. Auf diese Gefahr wurde bereits an anderer Stelle hingewiesen. Bei einem englischen Büchsenmodell liegt der Stecher umgekehrt vor dem Abzug, funktioniert aber in gleicher Weise.

Bei dem französischen Stecher oder Rückstecher, der vorzugsweise bei kombinierten Waffen aber auch bei Büchsen eingesetzt wird, dient der Abzug selber als einstechendes Element. Er wird durch Drücken nach vorn gespannt bzw. eingestochen. Er kann jedoch nur funktionieren, wenn er beim Auslösen frei nach hinten durchschwingen kann. Drückt der Abzugsfinger seitlich an denAbzug, kann dadurch eine Funktionsstörung des Stechers bewirkt werden.

Abzugseinrichtungen – Französischer Stecher
Abzugseinrichtungen – Französischer Stecher

Inzwischen werden für Repetierbüchsen Kombinationsabzüge von mehreren Firmen, auch für die Nachrüstung, angeboten. Dabei ist ein Direktabzug mit einem Rückstecher kombiniert. Diese Abzüge bewähren sich. Ein Nach- teil des deutschen Stechers ist nämlich, daß in den meisten Fällen die Funktion des normalen Abzugs im ungestochenen Zustand sehr unbefriedigend ist.

Bei einigen ausgefallenen Konstruktionen wird der Abzug zum Spannen des Schlosses eingesetzt. Ein Beispiel dafür ist eine Sicherheits-Bockbüchsflinte, die die Firma Heym einige Jahre lang gebaut hat, und eine Blockverschlußbüchse nach dem Heeren-System.

Bekannter sind die Spannabzüge, die bei modernen Revolvern und Pistolen gebräuchlich sind und bei denen durch Ziehen des Abzuges das Schloß gespannt und unmittelbar ausgelöst wird.

Sicherungseinrichtungen

Auf die Frage, warum ein Revolver als so besonders sicher gilt, hat einmal jemand zur Antwort gegeben: ,,Weil er keine Sicherung hat." So unsinnig sich diese Antwort zunächst anhört, so sinnvoller wird sie, wenn man darüber nachdenkt.

Es gibt ernsthafte Menschen, die behaupten, daß mit Flinten weniger Unfälle passieren würden, wenn sie keine Sicherung hätten. Der Jäger müßte dann auf anderem Weg die Sicherheit garantieren, indem er, wie es zum Beispiel die Sportschützen auf dem Schießstand praktizieren, die Flinte nur dann schußfertig macht, wenn er tatsächlich schießen will und sie im übrigen offen trägt.

Ob sich das in allen jagdlichen Situationen so praktizieren läßt, mag dahingestellt bleiben. Hinter dieser Forderung steht jedenfalls der Gedanke, daß man keiner Sicherung blind vertrauen soll. Ein großer Teil der Unfälle geschieht mit Waffen, die gesichert oder vermeintlich gesichert waren.

Daher ist es nur zu berechtigt, wenn man sagt: „Die beste Sicherung für eine Waffe ist der Mann, der sie handhabt." Bedauerlicherweise vermitteln die Jägerprüfungen im mer wieder den Eindruck,daß viele Kandidaten die Sicherungen drillmäßig handhaben, ohne zu begreifen, was ihre Handgriffe im einzelnen bewirken, und wie weit sie die Sicherheit überhaupt gewährleisten.

Bei jedem Waffentyp wird die Schußauslösung mit dem Durchziehen des Abzuges eingeleitet. Dieser löst direkt oder über eine Abzugsstange den Schlagbolzen aus oder das Schlagstück,das auf den Schlagbolzen schlägt.

Die Abzugssicherung stellt den Abzug fest und verhindert, daß man ihn durchziehen kann. Sie kann aber nicht verhindern, daß durch eine starke Erschütterung - einen Stoß oder ein Hinfallen der Waffe oder auch durch das Abbrechen eines Bolzens oder der Rast aus dem Schlagstück bzw. Schlagbolzen - die vor dem Abzug liegende Mechanik in Gang gesetzt wird und der Schuß losgeht.

Die Stangensicherung bietet ein höheres Maß an Sicherheit, denn sie legt die Abzugsstange so fest,daß sie nicht aus der Rast am Schlagstück bzw. Schlagbolzen austreten kann. Man kann also am Abzug ziehen und die Waffe hinfallen lassen, nichts wird passieren. Es sei denn, ein Teil wie die Achse, auf der sich die Abzugsstange dreht oder die Rast, in die sie eingreift, bricht. Das ist zwar sehr unwahrscheinlich,aber immerhin nicht ganz ausgeschlossen!

Die Schlagstücksicherung hält das Schlagstück fest, so daß es nicht auf den Schlagbolzen schlagen kann. Bleibt die Sicherungswelle selber intakt, ist die Sicherung garantiert. Ein Haken ist aber dabei. Die Sicherung muß beim Einschalten das Schlagstück etwas zurückdrücken, damit die Rast entlastet wird. Abzug und Abzugsstange müssen sich im gesicherten Zustand frei bewegen können. Es könnte sonst passieren, daß man beim Probieren des Abzugs die Stange aus der Rast zieht und beim Entsichern den Schuß löst. Weil die Sicherungswelle verschleißen kann und dann das Schlagstück nicht mehr genügend anhebt, verlassen sich viele Hersteller lieber auf die Stangensicherung mit dem Argument, daß dessen Teile so dimensioniert sind, daß nichts bricht.

Die Schlagbolzensicherung wird bei Schlossen dieser Art aus konstruktiven Gründen nicht angewendet. Dagegen ist sie bei Repetierbüchsen sehr gebräuchlich. Die klassische Sicherung ist die des Systems Mauser M98. Der Sicherungsflügel sichert im hochgestellten Zustand den Schlagbolzen, und wenn er ganz nach rechts gelegt wird, verhindert er noch zusätzlich das Öffnen der Kammer. Aufgrund der soliden Dimensionierung der Teile gilt diese Sicherung mit Recht als besonders zuverlässig.

Leider läßt sich die Original- Flügelsicherung des Modells 98 bei aufgesetztem Zielfernrohr oft schlecht oder gar nicht mehr bedienen. Sie kann daher gegen eine Sicherung ausgetauscht werden, die horizontal oder schon in der 45°-Stellung sichert, aber keine Mittelstellung kennt, in der ein Laden und Entladen im gesicherten Zustand möglich ist.

Sicherungseinrichtungen – Schlagbolzensicherung
Sicherungseinrichtungen – Schlagbolzensicherung

Bedauerlicherweise haben sich neuere Konstruktionen von Repetierern der leichter und manchmal auch lautloser zu betätigenden Schiebesicherung bedient. In der Regel wirkt diese auf den Abzugsstollen, der in der Funktion einer Abzugsstange entspricht. Hier ist man zugunsten des Bedienungskomforts in der Sicherheit bewußt einen Schritt zurückgegangen.

Wer diese Zusammenhänge versteht,der hat erkannt, daß die Effektivität einer Sicherung wächst, je näher sie zur Patrone hin angebracht wird.

Die Handspanner-Systeme

Die bisher beschriebenen Sicherungssysteme sind dazu gedacht, ein gespanntes Schloß zu sichern. Eine Waffe, die nicht gespannt ist,braucht man aber nicht zu sichern, denn sie ist in sich sicher. Dieser Gedanke ist so einfach wie überzeugend und wird bei mehreren modernen Sicherheitskonstruktionen verwirklicht.

Dabei hat man dieses System zu Großvaters Zeiten bei den Waffen mit außenliegenden Hähnen schon gehabt,hat es aber dem eleganten Aussehen und der schnelleren Schußbereitschaft geopfert.

Eine dieser modernen Sicherheitskonstruktionen ist die separate Büchsenschloßspannung

(auch als separate Kugelspannung bezeichnet) beim Drilling, die von mehreren Herstellern, auch für nachträglichen Einbau, geliefert wird und die Sicherheit des Drillings wesentlich erhöht.

Wie bereits erwähnt, hat die Firma Kuchenreuter zusätzlich zur separaten Kugelspannung noch eine Handspannvorrichtung für die beiden Schrotläufe konzipiert und so einen echten Sicherheitsdrilling geschaffen.

Die Firmen Krieghoff, Heym und Blaser brachten Handspanner-Jagdwaffen auf den Markt, die sich in der Handhabung teilweise unterscheiden, aber alle dem Prinzip folgen, die Waffe erst dann zu spannen, wenn geschossen werden soll.

Entsprechende Schonzeitwaffen mit außenliegenden Hähnen sind von mehreren, vorwiegend ausländischen Firmen bekannt.

Die Firma Blaser hat das Handspanner-System am konsequentesten verwirklicht und in allen Waffentypen, die sie herstellt, angewendet: in der Kipplaufbüchse, der Blockbüchse,der Bockbüchse, der Bockbüchsflinte, dem Drilling und sogar in den Repetierbüchsen. Auch von Krico gibt es eine Sicherheits-Repetierbüchse mit Handspannersystem.

Büchsen vom System Mauser 98 lassen sich nachträglich zum Handspanner umrüsten. Entsprechende Bausätze sind im Fachhandel erhältlich.

Wenn eine Waffe schon geladen sein muß, ist sie durch das Handspanner-System am besten gesichert. Wer aber meint, jede normale Repetierbüchse zum Handspanner umfunktionieren zu können, indem er sie mit geladenem Patronenlager und entspanntem Schloß führt, handelt im höchsten Grade unvorsichtig. Der Schlagbolzen liegt unter Federspannung so auf dem Zündhütchen, daß es nur eines Anstoßes bedarf, um eine Katastrophe auszulösen.

Schäfte

Der Schaft einer Jagdwaffe hat die Aufgabe, dem Jäger und Schützen eine einwandfreie und sichere Handhabung zu ermöglichen, damit beim Schießen das Ziel auch in der gewünschten Weise getroffen wird.

Einfluß des Schaftes auf die Trefferergebnisse

Eine Voraussetzung dafür ist, daß der Büchsenmacher Schaft und System so zusammenfügt, daß eine gute und gleichbleibende Schußleistung der Waffe gegeben ist.

Voraussetzung ist weiterhin, daß der Schaft dem Schützen liegt. Er soll ihm beim Anschlagen bequem, griffgerecht, nicht ungewohnt und unhandlich erscheinen. Das gilt in besonderem Maße für Waffen, mit denen vorwiegend auf bewegliche Ziele geschossen wird, vor allem also für Flinten.

„Die Läufe schießen, aber der Schaft trifft!",heißt ein in diesem Zusammenhang immer wieder zitiertes Wort. Beim Flinten- schießen soll ja das Schießauge das Visier darstellen, deshalb soll der Flintenschaft so gut passen, daß sich bei jedem Anschlag die Visierlinie vom Auge über das Korn zum Ziel mit dem Treffpunkt der Sehrotgarbe vereint.

Maßschaft - Standardschaft

Senkung
Senkung
Pitch
Pitch

Ideal für den gleichbleibend guten Anschlag ist ein Maßschaft. Die Ermittlung der individuellen Schaftmaße kann nur durch einen Spezialisten erfolgen, der dazu viel Erfahrung und eventuell ein Gelenkgewehr benötigt. Ein Gelenkgewehr gestattet die Einju- stierung aller Schaftmaße, bis es dem Schützen perfekt liegt,so daß dann die eingestellten Maße abgenommen werden können.

Die Herstellung des Maßschaftes wiederum ist eine sehr kostspieligeAngelegenheit, und weniger begüterte Jäger müssen wohl oder übel mit einem Standardschaft zurechtkommen.

Obwohl die Standardschäfte aller Flintenhersteller etwa die gleichen Abmessungen haben, wird man bei der Auswahl einer Flinte die Erfahrung machen,daß nicht jede gleich gut liegt. Es lohnt sich bestimmt,vor dem Kauf eine An- zahl verschiedener Flinten in die Hand zu nehmen und schließlich die zu wählen, von der man gefühlsmäßig den Eindruck hat, daß sie am handlichsten und führigsten ist, d.h.,daß man bei schnellem Anschlag ohne Zielen annähernd richtig liegt.

Der Büchsenschaft

Bei einer Büchse, ausgenommen einer für die Drückjagd, ist das Passen des Schaftes nicht von so großer Bedeutung. Der Büchsenschuß wird vorwiegend in Ruhe und gezielt abgegeben. Man hat daher Gelegenheit, kleine Unstimmigkeiten bei den Schaftmaßen durch den Anschlag auszugleichen.

Aber es ist auch hier möglich, daß bestimmte Schaftmaße Probleme verursachen. Man hört nicht selten davon, daß zwei Freunde Büchsen mit dem gleichen Kaliber führen, die gleiche Patrone schießen, und trotzdem hat die eine Büchse einen unangenehmen Rückstoß, während die andere sich durchaus angenehm schießt. Wenn das Waffengewicht und die Lauflänge etwa gleich sind, kann das nach den Gesetzen der Physik eigentlich nicht möglich sein.

Ist aber der Schaft einer Büchse zu kurz, der Pistolengriff nicht passend für die Hand und die Schaftsenkung zu groß, treibt der Rückstoß den Daumen der Schießhand auf die Nase des Schützen, und der nach vorn an- steigende Schaftrücken schlägt unter das Jochbein. Dann wird jeder Schuß zu einem schmerzhaften Erlebnis und verstärkt das Empfinden des Rückstoßes erheblich. Es gibt Büchsen, die aufgrund ihrer unglücklichen Schaftform ihren Besitzer regelrecht zum Mucken erziehen.

Man sollte den Büchsenschaft so wählen oder ihn so ändern lassen, daß diese Fehler nicht mehr vorkommen. Ein hochliegender Schaftrücken, der nach vorn leicht abfällt, entfernt sich im Rückstoß von den empfindlichen Stellen des Gesichtes und gibt trotzdem die Möglichkeit, beim Visieren durch das Zielfernrohr den natürlichen Kontakt mit der Waffe zu behalten.

Die Schaftformen

Die Schäfte der Flinten, kombinierten Waffen und Kipplaufbüchsen sind zweiteilig und bestehen aus Vorder- und Hinterschaft.

Die Schäfte der Repetierbüchsen sind in der Regeleinteilig,bei einigen Modellen zweiteilig. Der einteilige Schaft kann Probleme durch das Verziehen des Holzes verursachen.

Die übrigen Schaftformen und Verzierungen sind vom persönlichen Geschmack abhängig. Die Schaftbacke ist tatsächlich mehr Zierde, denn bei entsprechend geformtem Schaft hat sie keinerlei Funktion.

Ein stark gekrümmter und steiler Pistolengriff hilft dabei, die Waffe fest in die Schulter zu ziehen, während ein langer und flach auslaufender Griff sich besser für das Flüchtigschießen eignet.

Bei der Flinte wird manchmal ganz auf ihn verzichtet und ein Fischbauchschaft oder eine englische Schäftung vorgesehen. Weil die individuellen Anschlaggewohnheiten doch sehr verschieden sind, läßt sich eine all- gemeingültige Empfehlung für die eine oder andere Form nicht geben.

Ein breiter Vorderschaft (Biberschwanz- oder Halbbiberschwanz-Vorderschaft) sieht in vielen Fällen nicht so elegant aus, kommt aber einem Schützen mit großen Händen sehr entgegen. Außerdem schützt er wirksam vor der Berührung mit zu heißen oder zu kalten Läufen.

Material und Oberfläche der Schäfte

GFK Schaft<br>
GFK Schaft

Das klassische Schaftmaterial ist Nußbaumholz, wobei das Wurzelholz wegen der Maserung und großen Dichte am hochwertigsten ist. Gute Hölzer dieser Art sind knapp und werden entsprechend teuer gehandelt. Andere, zum Teil auch exotische Holzarten mit entsprechender Dichte werden insbesondere bei Serienwaffen als Ersatz genommen.

Ein besserer Schaft, vor allem bei entsprechender Holzqualität, wird vorwiegend als Ölschaft aus- geführt. Um sein schönes, matt- glänzendes Aussehen zu behalten, muß der Ölschaft mit den richtigen Mitteln regelmäßig gepflegt werden. Angestoßene Stellen und Kratzer lassen sich beim Ölschaft verhältnismäßig leicht reparieren.Auch Schaftkorrekturen können in einem gewissen Umfang nachträglich durch- geführt werden.

Lackschäfte sind mit widerstandsfähigen Lackschichten versehen, die den Schaft so lange schützen, wie die Oberfläche unversehrt ist. Ist der Lack an mehreren Stellen verletzt, ist es besser, ihn ganz abzulösen und den Schaft in einen Ölschaft zu verwandeln.

Auch Schäfte aus Schichtholz oder Kunststoff werden für verschiedene Waffentypen angeboten. Diese müssen durchaus kein billiger Ersatz für einen Holzschaft sein, denn sie lassen sich auch geschmackvoll gestalten. Man sollte sie vor allen Dingen nach ihrem praktischen und funktionellen Wert beurteilen. Sie sind bruch-, kratz- und wetterfest, verziehen sich nicht und eignen sich besonders für Gewehre, die beruflich oder auf Expeditionen bzw. Jagdreisen in entlegenen Gebieten geführt werden. Ein Nachteil ist, daß Kunststoffschäfte nur in großen Serien rationell hergestellt werden können, und nachträglich maßliche Veränderungen schlecht möglich sind.

Sonderschäfte

Der bekannteste und häufigste Sonderschaft ist der Linksschaft. Nicht wenige Menschen sind Linkshänder und bevorzugen daher auch beim Schießen den Linksanschlag. Andere müssen sich diesen Linksanschlag antrainieren, weil die rechtsseitige Sehkraft mangelhaft ist. Der hier benötigte Linksschaft ist nach links geschränkt und für den „normalen" Rechtsschützen nicht brauchbar.

Wer im fortgeschrittenen Alter als Rechtsschütze die Sehkraft des rechten Auges verliert, kommt vielfach mit der Umstellung auf links nicht zurecht. Ihm kann mit einem sogenannten ,,Krüppelschaft" geholfen werden, bei dem der Schaftrücken so stark ausgenommen oder die Schränkung durch einen seitlichen Versatz des Hinterschaftes so groß ist, daß beim Anschlag rechts das linke Zielauge über den Lauf blickt.

Eine besondere Schaftform für den Büchsenschützen kommt aus dem Bereich des Sport- schießens, der „Lochschaft".

In dieser Schaftform sehen manche, wegen der besser festgelegten Position der Schießhand, einen Vorteil beim langsam gezielten Büchsenschuß. Für schnelle Schüsse ist diese Schaftform zu umständlich.

Bauteile von Langwaffen