Schwarzwild
Schwarzwild (Sus scrofa)

Allgemeines
Das Schwarzwild, auch bekannt als Wildschwein, ist die einzige nicht-wiederkäuende Schalenwildart und das letzte wehrhafte Wildtier der heimischen Wildbahn. Unsere Wildschweine stammen von einem Paarhuferstamm ab, der bereits vor etwa 50 Millionen Jahren lebte. Heute zählt das Schwarzwild zu den bedeutendsten Jagdwildarten Europas. In Deutschland hat sich die Population der anpassungsfähigen Sauen dank ihrer hohen Fruchtbarkeit, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, stark vermehrt und viele neue Gebiete besiedelt. Um die teils erheblichen Wildschäden in der Landwirtschaft und die Ausbreitung der Schweinepest zu kontrollieren, ist eine strenge Regulierung durch die Jagd erforderlich. In weiten Teilen des Bundesgebietes ist der Bestand als gesichert anzusehen.

Kennzeichen
Das Schwarzwild zeichnet sich durch einen gedrungenen Körper mit hohem Widerrist, ein keilförmiges Haupt, kleine Augen (Lichter) und dreieckig spitze Ohren (Teller) aus.
Haar und Färbung
Winter: Langes, hartes Borstenhaar mit einer dichten, wärmenden Unterwolle. Borstenspitzen sind gespalten.
Sommer: Relativ kurzes und dünnes Haarkleid.
Färbung: Variiert nach Alter. Frischlinge haben auf gelbbraunem Grund dunkelbraune Streifen, die ihnen Tarnung bieten. Winterhaar ist rostbraun bis braungrau, ältere Sauen sind im Sommer braungrau bis grauschwarz und im Winter schwarzbraun bis schwarzgrau.
Größe und Gewicht

Große Variabilität in den Körpermaßen. Alte Keiler können in guten Wuchsgebieten bis zu 300 kg wiegen, Bachen etwa halb so viel. Frischlinge können bei guter Ernährung im ersten Lebensjahr über 50 kg wiegen.
Gebiss
Zahnformel: 3-1-4-3 = 44 Zähne. Ursprüngliches, vollständiges Gebiss. Milchzähne werden zwischen dem 10. und 20. Lebensmonat durch Dauerzähne ersetzt. Die Eckzähne der Keiler (Gewehre) sitzen zu 2/3 ihrer Länge im Unterkiefer und sind am Ende offen. Die Eckzähne der Bachen (Haken) verjüngen sich zur Wurzel hin.





Geschlechts- und Alterskennzeichen
Bei Frischlingen kaum unterscheidbar. Bei älteren Stücken helfen Pinsel, Waffen und die lange Quaste am Pürzel des Keilers. Altersbestimmung bei erlegten Stücken bis zum 2. Lebensjahr anhand des Zahnbildes des Unterkiefers.

Losung
Im Sommer wurstförmig, aus vielen zusammengepressten Knollen. Im Winter oft einzelne runde Knollen. Fraßreste wie Getreide- und Eichelschalen werden unverdaut ausgeschieden.
Fährte
Erkennbar am seitlich herausragenden Geäfter, das im Gegensatz zum Rotwild nicht direkt hinter dem Trittsiegel steht. Der Tritt wirkt trapezförmig, Größe variiert je nach Alter und Geschlecht.

Sinne
Schwarzwild ist relativ intelligent mit wachen Sinnen, außer dem Gesichtssinn.
1. Geruchssinn:
Ausgeprägter Geruchssinn, der zur Nahrungssuche und Gefahrenwahrnehmung genutzt wird.
2. Gehörsinn:
Gute Hörfähigkeit, besonders bei einzelnen Sauen. Rotten nehmen oft fremde Geräusche nicht wahr, da eigene Geräusche sie übertönen.
3. Gesichtssinn:
Schlechtes Sehvermögen. Bewegungslos stehende Jäger werden kaum erkannt.
Lautäußerungen
Schwarzwild hat eine vielseitige "Sprache". Grunzen und Quieken drücken Zorn, Angst, Hunger und Wohlbefinden aus und dienen der Verständigung innerhalb der Rotte. Warnlaute wie Schnauben und "Wuff-wuff" signalisieren Gefahr. Keiler drohen durch "Wetzen" der Gewaff. Bei Macht- und Nahrungskämpfen schreien die Sauen.

Lebensweise
Schwarzwild lebt gesellig in Rotten, die von der ranghöchsten Bache geführt werden. Keiler leben nach etwa 1,5 Jahren als Einzelgänger. Aufgrund von Jagddruck und Umwelteinflüssen sind Sauen überwiegend nachtaktiv.
Lebensraum
Bevorzugt feuchte Eichen- und Rotbuchenwälder mit dichtem Unterholz. Besiedelt auch andere Waldbiotope mit ausreichender Deckung. Nähe zu Gewässern wird bevorzugt.
Suhle
Das Schlammbad ist ein lebenswichtiges Bedürfnis. Es dient zur Bekämpfung von Parasiten. Sauen suhlen fast das ganze Jahr über, bevorzugen aber wasserfreie Lehmsuhlen.

Fortpflanzung
Frischlinge erreichen im ersten Lebensjahr die Geschlechtsreife. Die Rauschzeit liegt zwischen November und Januar. Die Tragzeit beträgt durchschnittlich 115 Tage. Vor dem Frischen ziehen sich die Bachen zurück und werfen bis zu 12 Frischlinge in einem geschützten Wurfkessel. Frischlinge werden etwa drei Monate gesäugt.

Nahrung
Als Allesfresser nimmt Schwarzwild pflanzliche (Gräser, Wurzeln, Knollen, Eicheln, Bucheckern, Feldfrüchte) und tierische Nahrung (Würmer, Schnecken, Käfer, Mäuse, Gelege, Jungwild, Fische, Aas) zu sich.
Feinde
Außer Wolf, Luchs und Bär, hat das Schwarzwild keine natürlichen Feinde.

Jagd
Zur Vermeidung von Übervermehrung und großen landwirtschaftlichen Schäden ist eine intensive Bejagung notwendig. Die Jagd erfolgt durch Pirsch, Ansitz sowie Drück- und Beunruhigungsjagden. Nachtjagd zur Wildschadenverhütung birgt das Risiko von Fehlabschüssen führender Bachen. Ziel ist ein gesunder, nachhaltig bejagbarer Schwarzwildbestand.
Jägersprache
Männliche Stücke
1. Lebensjahr: Frischling, Frischlingskeiler
2. Lebensjahr: Überläufer, Überläuferkeiler
3. Lebensjahr: zweijähriger Keiler
4. Lebensjahr: angehendes Schwein
5. Lebensjahr: hauendes Schwein
7. Lebensjahr: grobes Schwein (Hauptschwein)
Weibliche Stücke
1. Lebensjahr: Frischling, Frischlingsbache
2. Lebensjahr: Überläufer, Überläuferbache
3. Lebensjahr: zweijährige Bache
5. Lebensjahr: grobe Bache

Anatomische Begriffe
Maul, Rüssel: Gebrech
Eckzähne: Waffen, Gewaff
Eckzähne im Unterkiefer: Gewehr
Eckzähne im Oberkiefer: Haderer
Eckzähne der Bachen: Haken
Auge: Licht
Ohr: Teller
Haut: Schwarte
Rückenborste: Federn
Blattpartie älterer Keiler: Schild
Bauchseite: Wamme
Begattungszeit: Rauschzeit
Junge werfen: Frischen
Schwanz: Pürzel
Haarbüschel am Pürzel: Quaste
Hoden: Kurzwildbret, Steine
Männliches Glied: Haarbüschel an Brunftrute: Pinsel
Fett: Weiß
Magen: Magen, Weidsack
