Gamswild

Gamswild (Rupicapra rupicapra)

Allgemeines

Das Gamswild gehört zur Unterfamilie der Ziegenartigen und ist hauptsächlich im Alpenraum verbreitet. Es lebt im Hochgebirge bis etwa 4700 m Höhe und unterliegt jahreszeitlichen Standortwechseln, kann jedoch auch ganzjährig in tieferen Waldlagen anzutreffen sein.

Kennzeichen

Haar und Färbung

Sommer: Das Haar ist etwa 3 cm lang, fahlgelb bis gelbgrau mit einem dunkelbraunen Aalstrich.
Winter: Das Haar ist 10-12 cm lang, dicht und dunkelgrau bis fast schwarz. Auffällig ist das helle Haupt mit zwei schwarzen Streifen (Zügel) vom Kruckenansatz über die Lichter bis zu den Winkeln des Äsers.

Größe und Gewicht

Bock:

- Schulterhöhe: 70-85 cm

- Länge: 130-140 cm

- Gewicht: 20-45 kg

Geiß:

- Schulterhöhe: 65-75 cm

- Länge: 110-120 cm

- Gewicht: 16-35 kg

Krucken

Beide Geschlechter tragen Krucken, wobei die der Geiß dünner und weniger stark gekrümmt sind. Das Wachstum der Krucken beginnt beim Kitz und erreicht im zweiten Jahr den größten Zuwachs. Ab dem 5. Lebensjahr sind die Zuwächse gering. Der Schlauch besteht aus ineinander geschobenen „Horntüten", die jährlich von unten her nachwachsen und einen Jahresring hinterlassen.

Gebiss

Zahnformel: 0-0-3-3 = 32

Der Zahnwechsel ist nach 38-40 Monaten abgeschlossen. Einige Autoren geben die Zahnformel des Unterkiefers mit 4-0-3-3 an, da der Eckzahn als Schneidezahn umfunktioniert ist (Schneideeckzahn).

Geschlechts- und Altersmerkmale

Die Geschlechter unterscheiden sich an den Krucken: beim Bock sind die Spitzen stark gehakelt, bei der Geiß weniger gebogen. Das Alter lässt sich an den Jahresringen ablesen, wobei Pechkrucken (mit Harz belegte Krucken) die Altersbestimmung erschweren können. Länge und Stärke der Krucken sowie die Gesichtszeichnung geben ebenfalls Hinweise auf das Alter. Die Zügel sind bei jungen Tieren schwarz und deutlich abgegrenzt, bei alten Tieren verwaschen. Ab dem 5. Lebensjahr verengt sich die Kruckenbasis.

Losung

Im Winter besteht die Losung aus etwa 1,5 cm langen, glänzenden Beeren mit Zäpfchen. Im Sommer sind sie zu Fladen zusammengepresst.

Fährte

Das Trittsiegel des Gamswildes ist rechteckig bis quadratisch mit einem großen Zwischenraum zwischen den Schalen. Bei tiefem Schnee und in der Flucht zeichnet sich das Geäfter ab.

Sinne

Gamswild hat ein ausgezeichnetes Gehör und einen sehr guten Geruchssinn. Das Sehvermögen ist ebenfalls gut, insbesondere bei der Erkennung von Bewegungen. Ein stillstehender Mensch wird oft auch aus nächster Nähe nicht erkannt.

Lautäußerungen

Der Kontaktlaut zwischen Geiß und Kitz ist ein leises Meckern. Der Brunftton des Bockes (Blädern) ist ähnlich, aber lauter. Bei Gefahr gibt das Gamswild einen weittragenden Pfiff von sich.

Lebensweise

Gamswild lebt meist in großen Rudeln. In den Geißrudeln befinden sich auch Jährlinge und junge Böcke, während alte Böcke in der Feistzeit Einzelgänger sind. Gamswild ist tagaktiv, beginnt bei Sonnenaufgang mit der Äsung und ruht über Mittag zum Wiederkäuen. In den frühen Abendstunden wird wieder geässt.

Lebensraum

Bevorzugte Einstände sind Gebiete oberhalb der Waldzone, in die das Gamswild bei Beunruhigung flüchtet. Bei ungünstiger Witterung zieht es kurzfristig in tiefere Lagen. Im Winter werden sonnenbeschienene Plätze und im Sommer Schattenregionen aufgesucht. „Waldgemsen" leben das ganze Jahr über in den Waldzonen der Gebirge.

Fortpflanzung

Gamswild wird zwischen dem 2. und 4. Lebensjahr geschlechtsreif. Die Brunft dauert von Oktober bis Dezember. Alte Böcke überwachen auf kleinem Areal die Brunftrudel. Nach einer Tragezeit von etwa 180-190 Tagen setzt die Geiß, die sich zuvor vom Rudel absondert, zwischen April und Juni meist ein Kitz.

Nahrung

Die Äsung des Gamswildes besteht hauptsächlich aus grasartigen Pflanzen, Zwergsträuchern, Kräutern sowie Nadel- und Laubgehölzen. Durch überhöhte Bestände oder in stark frequentierten Revierteilen können empfindliche Verbissschäden am Bergwald entstehen.

Feinde

Natürliche Feinde sind Steinadler, Luchs und Fuchs, die vor allem Kitze gefährden. Schneereiche Winter führen oft zu großen Verlusten, insbesondere bei Kitzen.

Jagd

Die Pirsch ist die gängigste Jagdart auf Gamswild und wird besonders während der Brunft oft mit dem Ansitz kombiniert. Weitere Jagdmethoden sind die Riegel- und Treibjagd.

Jägersprache

Männliche Stücke:

1. Lebensjahr: Bockkitz

2. Lebensjahr: Jährling

3. Lebensjahr: zweijähriger Bock

Gamswild