Rotwild

Rotwild (Cervus elaphus)

Rotwild
Rotwild

Allgemeines

Das Rotwild ist die größte regelmäßig vorkommende Wildart in Deutschland und kommt in zahlreichen Unterarten in Europa, Asien und Amerika vor. Ursprünglich ein Steppentier, wie im schottischen Hochland zu sehen, hat sich das Rotwild in Mitteleuropa zu einem Waldtier entwickelt, das in großen Wäldern lebt. Aufgrund seiner Lebensbedürfnisse können empfindliche Schäden in Wald und Flur entstehen, weshalb eine wilddichte, wirtschaftlich tragbare Population durch strenge Jagdregulierung erhalten werden muss.

Kennzeichen

Haar und Färbung

Haarwechsel: Zweimal jährlich, im Frühjahr und Herbst.

Sommerhaar: Kurz und rotbraun.

Winterhaar: Grau/graubraun. Hirsche haben im Winter weitgehend schwarze Unterseite des Rumpfes, Tiere eher weißlich. Kälber tragen weiße Tarnflecken, die mit dem ersten Haarwechsel verschwinden. Hirsche entwickeln eine ausgeprägte Brunftmähne im Winter.

Basthirsch
Basthirsch

Größe und Gewicht

Hirsche:

- Gewicht: 70-200 kg

- Schulterhöhe: 1,2-1,5 m

- Länge: 1,9-2,4 m

Tiere:

- Gewicht: 60-100 kg

- Schulterhöhe: 1,1-1,2 m

- Länge: 1,8-2,0 m

Schmaltiere:

- Gewicht: 40-50 kg

Kälber:

- Gewicht: 30-40 kg

Geweih

Entwicklung: Rosenstöcke entwickeln sich gegen Ende des ersten Lebensjahres. Das erste Geweih, meist zwei Spieße, wird im September gefegt. In Ausnahmefällen tragen Jährlinge komplexere Geweihe. Das Geweih wird jährlich abgeworfen und neu gebildet.

Abwurf: Junge Hirsche werfen bis April/Mai ab, ältere Hirsche bereits im Februar/März. Osteoklasten bewirken den Abwurf.

Abnormitäten: Mönch (geweihloser Hirsch), Perückenhirsch (hormonell bedingte Geweihwucherung), Doppelkopf (alte und neue Stange gleichzeitig).

Gebiss

Zahnformel: 3-1-3-3 = 34

Bestandteile: 6 Schneidezähne (fehlen im Oberkiefer), 4 Eckzähne (im Oberkiefer als Grandeln), 12 Vorbackenzähne, 12 Backenzähne. Zahnwechsel nach etwa 28 Monaten abgeschlossen, danach Altersschätzung anhand von Abschliff der Backenzähne.

Geschlechts- und Alterskennzeichen

Hirsche: Im Winter dunkler am Träger und Bauch. Junge Hirsche: schlank, elegant, langer Kopf, dünner Träger. Alte Hirsche: Schwerpunkt nach vorn, starkes Haupt, deutlicher Widerrist, Hängebauch.

Tiere: Langes Haupt, lange Lauscher, Gesäuge bei führenden Alttieren, kürzeres Haupt bei Schmaltiere.

Losung

Sommer: Breiige Klumpen.

Winter: Längliche Beeren. Form und Größe variieren mit Stärke des Stücks, Äsung und Jahreszeit.

Losung Rotwild Näpchen und Zäpfchen<br>
Losung Rotwild Näpchen und Zäpfchen

Fährte

Merkmale: Ballen deutlich abgedrückt, abgerundete Schalenspitzen. Geäfter drückt sich nur in Fluchtfährte ab. Alte Hirsche und beschlagene Alttiere schränken, Schrittlänge beim alten Hirsch etwa 60-80 cm, beim Alttier 50-60 cm.

Sinne

1. Geruchssinn: Stark ausgeprägt, Rotwild orientiert sich oft gegen den Wind.

2. Gesichtssinn: Schwächer, aber gut für Bewegungen.

3. Gehör: Registriert ungewöhnliche Geräusche sicher und lokalisiert sie.

Lautäußerungen

- **Brunftschrei**: Der Hirsch schreit, röhrt, orgelt, trenzt, knört und gibt Sprengruf von sich.

- **Warnrufe**: Mahnen ist der Warnruf und auch Kontaktruf zwischen Tieren und Kälbern.

Lebensweise

Rotwild lebt sozial, jedoch meist nach Geschlechtern getrennt. Weibliche Stücke bilden Kahlwildrudel, die von einem Leittier angeführt werden. Ältere Hirsche bilden kleinere Trupps oder leben allein. Zur Brunftzeit ziehen Hirsche zu den Brunftplätzen, verteidigen Brunftrudel, führen sie jedoch nicht. Rotwild ist überwiegend nachtaktiv.

Lebensraum

Rotwild benötigt große Misch- und Nadelwälder, zieht jedoch zur Äsungsaufnahme auch auf angrenzende Feldflächen. Wanderungen über weite Entfernungen auf alten Fernwechseln sind häufig.

Suhle

Suhlen dient der Abkühlung und Parasitenbekämpfung. Hirsche suhlen häufiger als Tiere, besonders zur Brunftzeit.

Fortpflanzung

Rotwild wird in Mitteleuropa im 2. Lebensjahr fortpflanzungsfähig. Die Hauptbrunft ist von Mitte September bis Mitte Oktober. Hirsche verteidigen Brunftrudel und treiben brunftige Tiere bis zum Beschlag. Die Tragzeit beträgt etwa 34 Wochen. Kälber sind braunrot mit weißen Tupfen zur Tarnung. Die führenden Tiere vereinen sich nach 4-6 Wochen mit Kälbern zu Rudeln. Kälber werden bis zum Winter gesäugt.

Nahrung

Rotwild ist nicht wählerisch, bevorzugt jedoch Gräser, Kräuter, Knospen, Blätter, Triebe, Mais, Getreide, Eicheln, Bucheckern und Kastanien. Bei starker Beunruhigung kann es zu erheblichem Wildschaden kommen, da Bäume geschält werden.

Feinde

Ehemalige Hauptfeinde wie Wolf und Luchs spielen keine Rolle mehr. Wildernde Hunde und Beutegreifer wie Fuchs und Steinadler verursachen selten Kälberverluste.

Jagd

Rotwild wird durch Beunruhigungs- und Drückjagden, Ansitz, Pirsch und Rufjagd bejagt. Ziel ist ein stabiler, den landeskulturellen Erfordernissen angepasster Bestand. Ein Geschlechterverhältnis von 1:1 ist anzustreben.

Abschuss

Der Hirschabschuss sollte nach Altersklassen, nicht nach Geweihstärke erfolgen. Ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis ist das Ziel.

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