Wildkatze
Wildkatze (Felis silvestris)

Allgemeines
Neben dem Luchs ist die Wildkatze die zweite freilebende Art der Katzenfamilie in unseren Breitengraden. Ihr Einfluss als Beutegreifer auf andere Wildtierpopulationen wurde lange Zeit überschätzt. Früher nahezu ausgerottet, hat sich ihre Population dank umfangreicher Schutzmaßnahmen erfreulich erholt und gilt in den meisten größeren deutschen Mittelgebirgen als gesichert. Zudem werden zunehmend auch Flachlandreviere besiedelt. Obwohl die Wildkatze nicht die Vorfahrin der Hauskatze ist, kann sie sich mit dieser kreuzen. Die Nachkommen, sogenannte Blendlinge, sind fortpflanzungsfähig und oft schwer eindeutig zu identifizieren.

Kennzeichen
Aussehen
Die Wildkatze kann leicht mit einer grauen Hauskatze verwechselt werden.
Haar und Färbung
Das dichte, lange Haar ist weich. Die Rute ist im Gegensatz zur Hauskatze fast gleichmäßig dick und buschig, endet rundlich. Die Zahl der schwarzen Schwanzringe bzw. das schwarze Schwanzende sind keine eindeutigen Merkmale. Das Haar ist gelbgrau und schwach gestreift, die Flanken sind heller und gelblich. Der Rücken hat einen schwarzen Aalstrich.
Größe/Gewicht
Männchen (Kuder) wiegen 3-7 kg und haben eine Körperlänge von 52-67 cm; Weibchen (Kätzin) wiegen 2-5 kg und sind 44-67 cm lang. Die Schwanzlänge beträgt 27-35 cm bei Kuder und 25-31 cm bei Kätzinnen. Diese Maße gelten für deutsche Exemplare.
Schädel/Gebiss
Der Schädel ist rund mit nach vorn gerichteten Augenhöhlen. Die Zahnformel lautet 3121=30.
Geschlechts- und Alterskennzeichen
Kuder sind kräftiger und haben einen dickeren Kopf als Kätzinnen. Altersmerkmale sind bei erwachsenen Tieren kaum sichtbar.
Spur
Die Trittsiegel sind bis 4 cm lang und 3,5 cm breit. Die Spur ähnelt der einer Hauskatze.

Sinne
Die Wildkatze hat ein hervorragendes Seh-, Hör- und Geruchsvermögen.
Lautäußerungen
Neben Miauen und Schnurren sind auch Knurren, tiefes Jaulen, lautes Schreien und Fauchen zu hören.
Lebensweise
Die Wildkatze ist ein Einzelgänger und führt ein sehr heimliches Leben. Sie ist überwiegend nachtaktiv und standorttreu. Tagsüber versteckt sie sich in verschiedenen Unterschlupfen wie Baumstubben, Kronen umgestürzter Bäume, Reisighaufen oder in Fuchs- und Dachsbauten.

Lebensraum
Die Wildkatze, auch "Waldkatze" genannt, bevorzugt reich strukturierte Laub- oder Nadelwälder mit lichten, trockenen Plätzen und südexponierten Berghängen. Die Reviergröße variiert von wenigen Hektar bis zu etwa 3 Quadratkilometern.

Fortpflanzung
Die Paarungszeit, begleitet von tiefem Jaulen der Kuder und kreischendem Fauchen der Kätzinnen, findet im Februar/März statt. Nach etwa 65 Tagen werden 3-5 Junge geboren, die in gut gepolsterten Nestern unter Reisighaufen, Baumstubben oder in Felsbauen aufgezogen werden. Die Jungkatzen sind im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif.
Nahrung
Hauptbeutetiere sind Mäuse, aber die Wildkatze jagt auch Vögel und Säugetiere bis zur Größe von Hasen, einschließlich Rehkitze.
Feinde
In ihren natürlichen Lebensräumen gehören Wolf, Luchs, Fuchs und Uhu zu den Feinden der Wildkatze.
Jägersprache
- Männchen: Kuder
- Weibchen: Kätzin
- Weitere waidmännische Bezeichnungen entsprechen denen beim Fuchs und Marder.
