Kurzwaffen
Kurzwaffen
Definition
Pistolen und Revolver werden oft als Einhandwaffen oder Faustfeuerwaffen bezeichnet, jedoch lautet die korrekte Bezeichnung "Kurzwaffen", wie sie im Waffengesetz festgelegt ist. Diese Bezeichnung dient der Unterscheidung von Langwaffen. Nach dem Waffengesetz gilt jede Schusswaffe mit einer Gesamtlänge von weniger als 60 cm als Kurzwaffe, unabhängig vom System.
Ein Beispiel: Wer eine Kleinkaliberbüchse auf eine Länge von unter 60 cm kürzt, etwa um sie im Rucksack zu transportieren, hat eine Kurzwaffe hergestellt. Ohne behördliche Erlaubnis und entsprechende Anmeldung verstößt dies gegen das Waffengesetz und kann rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.
Verwendung
Jäger nutzen Kurzwaffen hauptsächlich, wenn Langwaffen nicht verfügbar oder weniger geeignet sind. Dies ist insbesondere bei der Abgabe von Fangschüssen auf verletztes Wild bei der Nachsuche oder im Straßenverkehr der Fall. Zudem finden Kurzwaffen Einsatz bei der Bau- und Fallenjagd und können als Verteidigungswaffen im Selbstschutz dienen.
Bauarten
Einschüssige Pistolen sind überwiegend Sportwaffen. Diese präzisen Waffen, meist mit Kipplauf- oder Blockverschlüssen, stehen Kleinkaliber-Sportgewehren oft in nichts nach. Einschüssige Pistolen existieren auch als kleine Verteidigungswaffen, bekannt als Derringer, oft in doppel- oder vierläufiger Ausführung. Aufgrund ihrer geringen Schusspräzision sind sie nur zur Selbstverteidigung auf kurze Distanzen geeignet.
Für Jäger sind diese Bauarten weniger relevant. Sie benötigen moderne, sichere und zuverlässige Kurzwaffen, die Munition mit ausreichender Energie verschießen. Daher stehen moderne Selbstladepistolen und Revolver zur Auswahl.


Systeme und Funktion der Selbstladepistolen
Selbstladepistolen verfügen über ein Verschlussstück (Schlitten), das in horizontaler Richtung auf dem Griffstück beweglich ist und durch eine Verschlussfeder in der vorderen Position gehalten wird. Der Lauf ist entweder starr mit dem Griffstück verbunden oder liegt lose im Verschlussstück. Der Patronenvorrat befindet sich in einem auswechselbaren Magazin im Griffstück.
Zum Durchladen wird der Verschluss zurückgezogen und freigegeben, wodurch die oberste Patrone aus dem Magazin ins Patronenlager eingeführt wird. Bei den meisten Konstruktionen wird dabei das Schloss gespannt, sodass die Waffe gesichert oder entspannt werden muss, falls nicht sofort geschossen werden soll.
Beim Schuss bewegt sich das Verschlussstück nach hinten, zieht die leere Patronenhülse aus und wirft sie aus. Dieser Vorgang wiederholt sich, bis alle Patronen verschossen sind. Viele Pistolenmodelle haben eine Magazinsicherung, die verhindert, dass ohne eingesetztes Magazin ein Schuss ausgelöst werden kann.
Taschenpistolen nutzen oft unverriegelte Masseverschlüsse, wobei der Verschluss durch die Masse des Verschlussstücks und die Federkraft gehalten wird. Leistungsstarke Patronen erfordern verriegelte Verschlüsse, die erst nach Abbau des Gasdrucks öffnen.

Systeme und Funktion der Revolver
Revolver wurden lange als veraltete Waffen betrachtet, doch moderne Modelle stehen heutigen Pistolen in Preis und Technik gleich. Bei Revolvern befinden sich die Patronen in einer rotierenden Trommel, die mechanisch weitergeschaltet wird. Ältere Modelle haben starre Trommeln und eine seitliche Ladeklappe, moderne Modelle nutzen ausschwenkbare Trommeln und stabile Rahmen.
Revolver bieten den Vorteil, verschiedene Geschossformen und Ladungen verarbeiten zu können, was sie vielseitiger macht. Selbstladepistolen benötigen gleichmäßige Ladungen und bestimmte Geschossformen, um störungsfrei zu funktionieren. Revolver sind weniger anfällig für Munitionsstörungen, da ein erneutes Durchziehen des Abzugs die nächste Patrone vor den Lauf bringt.

Vergleich Pistole - Revolver
Beide Waffentypen können ausreichend starke Munition verschießen. Revolver bieten den Vorteil, verschiedene Ladungen zu verarbeiten und sind weniger anfällig für Munitionsstörungen. Selbstladepistolen hingegen ermöglichen eine höhere Schussfolge und sind in der Regel kompakter.
Die Treffgenauigkeit ist bei beiden Waffenarten vergleichbar, wobei viele Schützen den Abzug des Revolvers bevorzugen. Die Schussbereitschaft und Waffenmassen sind ebenfalls ähnlich. Während die größere Magazinkapazität der Pistole auf der Jagd oft unwichtig ist, bieten beide Waffenarten verschiedene Materialien und Grifftypen zur Optimierung der Nutzung.
Eine Waffe mit verstellbarem Visier und Farbmarkierungen erleichtert präzises Zielen bei schlechten Lichtverhältnissen. Spezielle Griffe, wie rauhe Holzgriffe oder Gummigriffe von Pachmayr, verbessern die Handhabung unter verschiedenen Bedingungen.
Zusammenfassung:
1. Verwendungsbereiche für Jäger
grundsätzlich ist das Schießen mit Kurzwaffen auf Wild verboten!
Ausnahmen:
- Bau- und Falleniagd ohne Mindestenergievorgabe - Fangschuß: bei Schalenwild Mündungsenergie (Eo) mindestens 200 Joule! Bei
sonstigem Wild ohne Mindestenergievorgabe
Weiterer Verwendungsbereich: Selbstverteidigung (ohne Mindestenergievorgabe)
2. Bauarten
Pistolen
- mit (Feder-) Masseverschluß (bei geringem Gasdruck)
z.B Walther PP/PPK
- mit verriegeltem Verschluß (bei hohem Gasdruck) z.B. Colt/SIG
Revolver
Revolver
Bauartbedingte Vorteile Pistole :
- große Ladekapazität - schnelles Nachladen (Magazinwechsel) geringer Abzugswiderstand nach dem ersten Schuß, da gespannt - klein und handlich
Bauartbedingte Vorteile Revolver:
- robust, unkompliziert - bei Versagern nur erneutes Abziehen nötig
- weitgehend laborierungsunabhängige Funktion
3. Kurzwaffenmunition
Erkennung:
- i.d.R. kurze, zylindrische Hülsen (ohne Schulter!)
- i.d.R. für Revolver Hülsen mit Rand (liegen mit dem Rand an)
- i.d.R. für Pistolen Hülsen mit Rille (Hülsenmundanlieger)
gängige Kaliber Pistolen: . 22 lfB , 6,35 ,7.65 Browning (=.32 Auto), 9 mm kurz (=.380 Auto), 9 mm Para (= 9mm Luger = 9x19), . 45 ACP (=.45 Auto)
gängige Kaliber Revolver: . 22 lfB, . 38 Special, . 357 Magnum, . 44 Magnum,. 45 Colt
Achtung! Die fettgedruckten und unterstrichenen weisen stets eine Eo > 200 Joule auf und sind daher fangschußtauglich! 7,65 und 9mm kurz erreichen die Eo von 200 Joule bei sehr kurzen Lauflängen nicht!
