Schuss- und Pirschzeichen

Anschusskontrolle durch Berufsjäger
Anschusskontrolle durch Berufsjäger

Schusszeichen sind wahrnehmbare Hinweise, die nach einem Schuss auf Wild darauf schließen lassen, ob und wo der Schuss getroffen hat oder ob es sich um einen Fehlschuss handelt. Diese umfassen das Verhalten des Wildes nach dem Schussknall, den Kugelschlag, das Zeichnen des Wildes sowie später am Anschuss gefundene Hinweise wie Kugelrisse im Boden, abgeschossene Zweige oder Rindenstücke.

Pirschzeichen sind Spuren, die ein Stück Schalenwild am und um den Anschuss sowie entlang der Flucht- und Wundfährte hinterlässt. Diese Spuren geben Aufschluss darüber, wo das Geschoss getroffen hat. Zu den wichtigsten Pirschzeichen gehören Schweiß, Schnitt- und Risshaare, Knochensplitter, Deckenteile mit Haaren oder Borsten, Teile innerer Organe, Pansen- und Gescheideinhalt. Auch Eingriffe und Ausrisse der Schalen des flüchtigen Wildes sowie zerbrochene Äste und abgestreiftes Laub oder Nadeln zählen dazu.

Schalenwild sollte grundsätzlich nur dann beschossen werden, wenn es breit steht, also dem Schützen die Breitseite des Körpers zeigt, ohne Kopf oder Hals nach unten oder zur Seite zu neigen. Bei nicht augenblicklich tödlichen Schüssen kann sich sonst in der Flucht die Decke über dem Einschuss verschieben, sodass kein Schweiß austritt, was die Nachsuche erheblich erschwert.

Niederwild, das mit Schrot beschossen wird, kann aus allen Richtungen getroffen werden. Lediglich beim Fuchs ist der Schuss spitz von vorn oder bei Entfernungen über etwa 25 Metern spitz von hinten selten tödlich. Auch beim Hasen bedeutet der von hinten abgegebene Schuss bei größeren Entfernungen fast immer eine Nachsuche und unnötige Qualen für das beschossene Tier.

Beim Kugelschuss ist das Zeichnen des Wildes nur selten so deutlich wie in Lehrbüchern dargestellt. Besonders bei klein kalibrigen, hochrasanten Geschossen verwischen viele Schusszeichen und können sogar ganz fehlen. Wildschweine zeichnen ohnehin untypisch, und starke Stücke oft gar nicht. Auch der Kugelschlag auf den Wildkörper ist nicht immer hörbar, bei hochrasanter Munition fast nie.

Bei einem Schuss auf Kopf, Wirbelsäule oder Becken stürzt das Wild sofort und kann nicht mehr auf die Läufe kommen. Notfalls ist ein Fangschuss auf Hals oder Träger, manchmal auch auf die Kammer notwendig. Bei Kammerschüssen liegt das Stück meist am Anschuss oder in unmittelbarer Nähe. Nur bei Tiefblattschüssen und Herzschüssen flüchtet es oft noch, bis das Gehirn blutleer ist, was bis zu 60 Meter dauern kann.

Geschosse, die einen sogenannten "paarigen Schock" verursachen (gleichzeitig auf Ein- und Ausschussseite wirkend), lassen das Wild bei fast allen Treffern im Feuer liegen. Geschosse, die keinen Widerstand im Wildkörper finden oder für die betreffende Wildart zu grob oder zu rasant sind, verursachen oft ein weites Flüchten des Stückes trotz tödlicher Treffer. Beispielsweise kann ein Hirsch, der mit einem 7x64 H-Mantel-Geschoss beschossen wurde, im Feuer liegen bleiben, während ein Rehbock mit dem gleichen Geschoss noch bis zu 60 Meter flüchtet.

Weidwundschüsse und Schüsse durch den Pansen sowie Leberschüsse führen selten zu einem sofortigen Verenden des Wildes oder zum Verbleib am Anschuss. Bei Leberschüssen springt das Wild oft ohne zu zeichnen ab, bei Weidwundschüssen wird es fast immer langsam flüchtig, es sei denn, es wurde mit einem sehr klein kalibrigen Geschoss geschossen, das nur selten ein eindeutiges Zeichnen verursacht. Klagt ein Stück Wild unmittelbar nach dem Schuss, so wurde meist ein Laufknochen oder die Niere getroffen. Sauen, insbesondere geringere Stücke, klagen gelegentlich ohne Knochentreffer oder Nierenschuss.

Krellschüsse bewirken ein sofortiges Zusammenbrechen des Wildes, das nach kurzer Zeit wieder aufspringt und wie gesund flüchtet. Die Nachsuche ist in solchen Fällen meist schwierig und oft erfolglos.

Mit Schrot beschossenes Niederwild zeigt meist durch sehr typisches Zeichnen die Treffer an. Der Fuchs reagiert häufig auf den tödlichen Schuss mit einem steifen Emporstrecken der Lunte. Bei einem Fehlschuss "winkt" er manchmal mit der Lunte, indem er sie schraubenartig dreht. Der getroffene Hase zuckt im Schuss zusammen und „wird kürzer“. Wenn ein Vorder- oder Hinterlauf schlenkert, ist dieser durchschossen, und eine Nachsuche ist erforderlich.

Flugwild reagiert auf einen Weidwundschuss ebenfalls durch Zusammenzucken, streicht aber segelnd weiter, um oft in der nächsten Deckung einzufallen und sich dort festzudrücken. Häufig lässt es auch beide Ständer hängen. Ist es geflügelt, stürzt es schräg und flatternd zu Boden, um meist unverzüglich zu Fuß zu flüchten. Ist es geständert, lässt es den oder die Ständer hängen und versucht so weit wie möglich zu fliegen. Mit Schrot durch Kopf oder Lunge getroffenes Flugwild „himmelt“ oft, das heißt, es steigt nach einem geraden Flug fast senkrecht in die Höhe, um plötzlich tot zu Boden zu stürzen.

Zu den Pirschzeichen gehören der am Anschuss zu findende Schweiß, die Schnitt- oder Risshaare sowie Eingriffe und Ausrisse der Schalen bei den ersten Fluchten. Jeder Jäger sollte sich im Laufe seiner ersten Jagdjahre ein Schweiß- und Schnitthaarbüchlein anlegen, um im Zweifelsfall den Sitz der Kugel bestimmen zu können. Abgeschossene, also scharf abgetrennte Schnitthaare lassen fast immer auf einen Treffer im Wildkörper schließen, während ausgerissene Haare eher auf einen Streifschuss hindeuten. Die Farbe, Länge, Wellung und Art der Haare oder Unterwolle bei Sauen kennzeichnen verschiedene Treffer.

Bei einem Schuss in die Kammer (Blattschuss) ist der Schweiß entweder schaumig (bei Lungenschuss) oder tiefrot (bei Herzschuss). Leberschüsse erbringen oft körnig braunen Schweiß, Weidwundschüsse hellen, manchmal mit Panseninhalt vermischten Schweiß. Wildbretschweiß ist immer leuchtend hellrot, was auch für Laufsschüsse gilt, wobei hier oft Knochensplitter zu finden sind. Äser- oder Gebrechschüsse, auch Schüsse durch den Schlund, erbringen oft ausgeschossene Zähne oder Zahnteile sowie Speichel, Schweiß und Nahrungsreste.

Bei Kugelschüssen ohne Ausschuss, zum Beispiel bei Schüssen von vorn auf den Stich des Wildes oder bei sehr starkem Wild, ist oft am Anschuss nichts außer den Eingriffen und Ausrissen der Schalen zu finden. Es ist wichtig, dass der Jäger alle Schusszeichen beobachtet und keinesfalls den Anschuss und seine Umgebung vertrampelt.

Grundsätzlich sollte jeder Jäger nach einem Schuss eine Weile an seinem Platz verharren, es sei denn, es ist notwendig, den Hund sofort zu schnallen. In dieser Zeit sollte er sich die Gegend des Anschusses einprägen und alles überdenken, was vor, während und nach dem Schuss geschah und für das Geschehen nach dem Schuss wichtig sein könnte.

Zusammenfassung Schuss- und Pirschzeichen

- Schusszeichen sind jene Bewegungen, die das Wild macht, wenn es den Schuss erhält. Das Wild zeichnet.

- Aufgrund oft typischer Bewegungen kann somit auf den Treffersitz geschlossen werden.

- Durch die höhere Rasanz bleifreier Geschosse ist das Zeichnen nicht immer typisch wie im Lehrbuch, sondern auch gelegentlich gar nicht vorhanden.

- Pirschzeichen sind alle Zeichen, die beschossenes Wild hinterlässt. Ebenso alle Zeichen, die der Jäger finden kann, die auf die Anwesenheit gesunden Wildes schließen lassen.

Anschuss

- Anschuss im Schnee. Sehr gut sichtbar, bei starkem Frost für den Hund jedoch eine echte Herausforderung.

- Der Anschuss wird erst nach einer Wartezeit betreten. Das „Zertrampeln“ ist bei ungewissem Treffer zu unterlassen, es erschwert dem Hund die Arbeit.

Pirschzeichen des kranken Wildes

- Knochensplitter, Zahnteile

- Schweiß

- Wundbett

- Schnitthaare

- Risshaar

- Pansen-, Weidsack- und Gescheideinhalte

- Decken und Schwartenfetzen

- Eingriffe und Ausrisse

- Kugelriss

Pirschzeichen des gesunden Wildes

Pirschzeichen geben Aufschluss über die Anwesenheit von einer Wildart im Revier:

- Wechsel, Fährten, Spuren, Geläufe

- Betten, Kessel, Sassen, Huderpfannen, Plätzstellen

- Suhlen und Malbäume

- Hexenringe und Pässe

- Haare, Wolle, Federn, Gewölle

- Fegestellen und Verbiss

- Losung, Gestüber, Schmelz

Pirschzeichen

hier am Beispiel Rupfung
hier am Beispiel Rupfung

- Risse und Rupfungen werden von Beutegreifern hinterlassen.

- Risse von Haarraubwild, Rupfungen von Greifvögeln und Eulen

- Typisch für einen Riss: Abgebissene Federkiele

- Bei einer Rupfung sind diese intakt und nur der Federkiel ist gequetscht.

Blattschuss

Betroffene Organe: In der Kammer Herz/Lunge, ggf. Schulterblätter, Rippen

Nachsuche: Kann nach kurzer Wartezeit erfolgen

Blattschuss
Blattschuss

Am Anschuss:

- Lungenschweiß (hellrosa, blasig)

- Hoher Blattschuss mit Treffer der Blätter und der Wirbelsäule

Waidwundschuss

Betroffene Organe: Alles hinter der Kammer: Magen/Pansen, Därme

Nachsuche: Wartezeit bis zur Anschussuntersuchung min. 1 h, bis zur Nachsuche min. 4 h

Krellschuss

Betroffene Organe: Dornfortsätze der Wirbelsäule

Nachsuche: Wartezeit min. 4 h, besser 6 h

Damwild mit Krellschuss

-      Schlagartiges Zusammenbrechen, dann nach einigen Sekunden starkes Schlegeln mit schneller Flucht

Laufschuss

Betroffene Organe: Vorder- oder Hinterläufe

Nachsuche: Wartezeit min. 6 h

-      Schuss durch die Läufe einer Sau

-      Nachsuche am nächsten Tag

-      Wild „lernt“ binnen weniger Minuten sich auf drei Läufen ebenso schnell fortzubewegen.

-      Sichtbar: Meist schlackernder verletzter Lauf

Nierenschuss

Betroffene Organe: Nieren, Därme, Rücken, meist mit Klagen und direktem Zusammenbrechen

Nachsuche: Wartezeit min. 4 h

Gequälter Gang mit verletzten Nieren

Leberschuss

Betroffene Organe: Leber, Pansen, Waidsack

Nachsuche: Wartezeit min. 4 h

Am Anschuss: Leberschweiß (dunkelrot, nach Leber riechend)

Oft auch Inhalte von Pansen/Waidsack

gekrümmter Rücken Nieren oder Leberschuss
gekrümmter Rücken Nieren oder Leberschuss

Gebräch oder Äserschuss

hier Streifschuss am Träger
hier Streifschuss am Träger
Gebrächschuss
Gebrächschuss

Betroffene Organe: Ober-/Unterkiefer oder Nasenbereich

Nachsuche: Wartezeit min. 6 h

(Ebenso bei Schüssen durch Drossel/Schlund oder Nacken)

Am Anschuss möglich: Zahnteile, Teile der Kieferknochen

Erfolgsaussicht: Gering, meist qualvoll für das Wild

Daher verbieten sich Schüsse auf Haupt und Träger!

Weitere Schüsse

Wildbretschuss/Keulenschuss

Betroffene Organe: Keulen (Muskel/Knochen)

Nachsuche: Wartezeit min. 3 h

Streifschuss

Betroffene Organe: Decke/ Schwarte

Nachsuche: Sofort, meist erfolglos, ohne Schweiß

Nachsuchen auf Niederwild

Die Nachsuche auf Niederwild erfolgt direkt mit dem geprüften Jagdhund.
Oft ist eine Wartezeit von 15–30 Minuten von Vorteil, damit sich die Witterung in der Deckung entwickeln kann und der Hund das Wild findet.

Geständert

Treffer der Ständer

Waidwund

Treffer der Bauchorgane

Himmeln

- Guter Treffer von Kopf oder Brust

- Nach dem Himmeln fällt das Stück gut getroffen zu Boden.

Geflügelt

- Treffer einer oder beider Schwingen.

- Das Stück segelt in die Deckung und versucht dann am Boden zu fliehen.

Schuss- und Pirschzeichen
Kategorie: Jagdbetrieb